Mittwoch, 6. April 2011

Ein Fazit-Versuch zum Abschluss

Zum Abschluss dachte ich, ein Fazit wäre ganz gut. Ein Fazit, in dem ich acht abwechslungsreiche Wochen und viele viele verschiedene Eindrücke zusammen fassen will. Also keine leichte Aufgabe.
Eine der ersten und meisten Fragen war: "Was war das faszinierendes und tollstes während deiner Zeit in Tansania?" Und ganz ehrlich, es war einfach das andere Leben und die Einsicht, wie gut wir es in Deutschland haben. Oft habe ich versucht kleine Aspekte des Alltags in Tansania und Deutschland zu vergleichen. Und manchmal musste ich dabei fest stellen, dass es einfach eine andere Welt ist - obwohl wir alle auf ein- und derselben Weltkugel leben. Ich habe mich darüber gewundert, wie zufrieden die Menschen mit ihrem einfachen Leben zu sein scheinen. Und zeitgleich war es gut für mich, zu realisieren, wie sehr wir uns an die vielen kleinen Annehmlichkeiten und Hilfsmittel im Alltag gewöhnt haben. Versteht mich nicht falsch: Ich möchte nicht tauschen und den Strom und die vielen Geräte nicht missen... Aber es ist gut zu sehen, dass es auch ohne gehen könnte. Wahrscheinlich waren diese verschiedenen "Lebenserfahrungen" im Alltag das faszinierendste und tollste an der ganzen Zeit. 
In acht Wochen habe ich viele Menschen getroffen. Und es sind auch "nur" Menschen in Tansania. Sie sind herzlich und heißen Gäste sofort willkommen, aber sie sind genauso Menschen wie wir und haben die gleichen Fehler wie wir. Manchmal blicken wir ein bisschen verklärt auf sie und denken alles ist viel besser. Das ist es nicht und wir sollten uns ganz normal verhalten. Sie tun es ebenfalls.
Auch wenn wir in verschiedenen Welten leben, verbindet uns eben sehr viel - wie das Miteinander oder der Glaube. So intensiv habe ich bislang meinen Glauben noch nicht ausgelebt und auch das war eine gute Erfahrung für mich. Die Atmosphäre bei den Gottesdiensten war viel imposanter als bei uns. Nicht nur, weil sie auch viel länger dauern als in Deutschland. Die Menschen leben ihren Glauben scheinbar viel intensiver in Tansania. Aber dann gibt es auch wieder Momente, in denen sie sich nicht immer perfekt christlich verhalten. Ihr seht, es gibt viele verschiedene Eindrücke und ich könnte noch ewig schreiben... Alle diese Eindrücke fügen sich zu acht tollen Wochen zusammen. Acht Wochen, die wie im Flug vergangen sind und die ich nie vergessen werde. Asante sana!

Zum Abschluss das Wichtigste in Kürze:
  • Das meist gehörte Wort: "Karibu (sana)" - denn man heißt andere wirklich zu jeder Gelegenheit und an jedem Ort willkommen
  • Das meist gesagte Wort: "Asante sana" - ich habe mich immer wieder für das Karibu bedankt
  • Menschen: Gefühlte tausend verschiedene Begegnungen, von denen die meisten sehr nett waren. Nie vergessen werde ich meine "deutschen" Helfer und Unterstützer. Asante sana!
  • Die schönsten Tiere: Zebras 
  • Große Unterschiede zwischen Tansania und Deutschland: Zum Beispiel, wie Hochzeiten oder Beerdigungen begangen werden
  • Verspeiste Bananen: Jeden Tag ein oder zwei von den Baby-Bananen plus Matoke, also sehr viele...
  • Zerknickte Streichhölzer: Bestimmt an die 50, denn bei jedem Anzünden gab es viele Verluste...
  • Das Günstigste, was ich gekauft habe: War auf jeden Fall Obst und Gemüse, eine Ananas kostet in der Saison 300 tansanische Schilling - umgerechnet etwa 15 Cent
  • Das Teuerste, was ich gekauft habe: Ein Glas Nutella für 3,50 Euro - aber es hat sich richtig gelohnt
  • Das Lustigste, was ich gekauft habe: Der hübsche Regenschirm und leider hat er nicht in den Koffer gepasst
  • Die schönste Reise-Etappe: Beide Flüge über den Viktoriasee, einfach traumhaft
  • Die anstrengenste Reise: Mit dem BundaBus von Karagwe nach Mwanza und wieder zurück
  • Der interessanteste Transport: Mit insgesamt 9 Leuten in einem normalen Auto auf dem Weg nach Kituntu
  • Der nervenaufreibenste Transport: Die Ziegen-Transporte
  • Die größte Freude: Wenn der Strom und das Internet pünktlich zu meinen Telefon-Verabredungen wieder da war. Und mit pünktlich meine ich auch pünktlich: 5 Minuten vorher lief alles immer wieder nach Maß und ich musste nur einmal eine Verabredung absagen.
  • Geklaute Jacken: 1, ja es gab leider auch negative Aspekte...

Schön, dass ihr meine Erlebnisse und meine Zeit in Karagwe verfolgt habt. Ich habe mich immer gefreut, wenn ich die Klickzahlen gesehen habe. Asante sana und wir sehen uns... Annika

    Montag, 4. April 2011

    (Rück)Reisegeschichten

    Nach zwei schönen und abwechslungsreichen Tagen in Bukoba, auf der westlichen Seite des Viktoriasees, bin ich am frühen Samstagmorgen nach Mwanza geflogen. Tansanias zweitgrößte Stadt liegt auf der anderen Seite des Sees und so konnte ich den Flug bei einem herrlichen Sonnenaufgang quer über den See genießen. Tags zuvor hatte ich noch ein bisschen Angst, dass es wegen der Regenzeit Probleme geben könnte - doch pünktlich am Samstag war das Wetter perfekt zum Reisen. Und auch in Mwanza hat mich mein wunderschöner Regenschirm vor weiterem Regen bewahrt: Wie es immer ist, wenn man etwas zum Schutz dabei hat, regnet es nicht. 
    Wegen etwas unpraktischer Flugverbindungen musste ich den Tag in Mwanza verbringen und war einmal mehr froh, durch Hans und Regina Antke kennen gelernt zu haben. Nach einem schönen Frühstück sind wir über den Markt und durch die Stadt gebummelt. Die "ruhigen" Verkehrsverhältnisse von dem ländlichen Karagwe gewöhnt, musste ich doch etwas im Großstadt-Getummel aufpassen. Die meisten Menschen fahren und laufen ja leider so, wie sie es gerade wollen und nehmen manchmal erst im letzten Moment Rücksicht auf die anderen... Doch unsere kleine Tour hat sich sehr gelohnt und ich habe noch das ein oder andere Andenken an Tansania erstanden. Abgerundet wurde der Tag von einer Cola in einer Art Strandbar am Viktoriasee. Ich habe mich wieder wie im Urlaubgefühlt und dieser Moment war einfach nur herrlich. Und dann war erneut die Zeit zum Aufbruch gekommen. 
    Die Wartezeit am Flughafen konnte ich mir dieses Mal sehr gut mit Fußball gucken vertreiben. In Tansania hängen in den meisten öffentlichen Einrichtungen oder Cafes Fernseher an der Wand und laufen den lieben langen Tag. Bis zum Samstag fand ich das eher störend, doch dann habe ich mich über die Unterhaltung gefreut. Da das Spiel Chelsea gegen Stroke City live übertragen wurde und die Kommentare auf englisch waren, konnte ich diese Unterhaltung genießen und sogar vollständig verstehen. Nach über sechs Nachspielminuten ging das Spiel unentschieden zu Ende und ich musste noch etwas auf den Start warten.
    Im Flugzeug hatte ich wieder einmal einen sehr netten Sitznachbarn. Gebürtig kommt er aus Uganda und arbeitet derzeit in England an einer Universität. Eine Studie führt ihn aber immer mal wieder nach Tansania. Sehr interessant, was er so macht und wir haben den ganzen Flug über geredet. Leider ging sein Flieger erst am Sonntagmorgen Richtung London und wir konnten nicht auch noch in Daressalam gemeinsam warten. Da um 22:30 Uhr schon so gut wie alle Shops und Restaurants geschlossen hatten, war es ein bisschen langweilig. Neben der Hitze und Schwüle, hat mir plötzlich auch meine Müdigkeit zu schaffen gemacht. Doch einschlafen und mein Gepäck unbeaufsichtigt lassen, hat sich eher weniger angeboten. Aber auch diese Wartezeit ging vorüber und meine nächste Reisebekanntschaft wartete schon auf mich: Ein Geschäftsreisender von den Philippinen. Es war wieder einmal interessant, wie bewusst es allen anderen und wie wenig bewusst es uns manchmal selbst ist: Wir haben es wirklich gut in Deutschland. Auch er war ein bisschen von Deutschland begeistert. Ich hatte genügend Gelegenheiten, diesen Eindruck zu erhalten, denn wir haben auch gemeinsam in Addis Abeba auf unsere Anschlussflüge gewartet. 
    Irgendwann war es endlich soweit: Um 10 Uhr Ortszeit saß ich endlich im Flugzeug nach Frankfurt. Nur noch 7,5 Stunden nach Hause... Zwei Spielfilme, zwei Mahlzeiten und einige Döser später, landete das Flugzeug pPünktlich in Frankfurt. Mein Gepäck hatte ich in Rekordzeit eingesammelt und war ich in großer Vorfreude auf meine Begrüßung. Doch da wartete niemand auf mich. Kein "Herzlich Willkommen" in den ersten Minuten in Frankfurt. Stefan und meine Mama hatten mich irgendwie falsch verstanden und erst eine halbe Stunde später mit mir gerechnet. 
    Aber was soll ich sagen? Wenn man aus Karagwe kommt, Warten mehr als gewöhnt ist und nach mehr oder weniger anderthalb Tagen endlich angekommen ist, ist ein bisschen Warten nicht wirklich schlimm. Als ich dann das "Herzlich Willkommen" und das "Schön, dass du wieder da bist" hörte, war alles Warten und auch die lange Reise vergessen. Karibu sana - ich bin wieder zu Hause. Acht Wochen Praktikum und einzigartige Erlebnisse in Tansania sind vorbei.

    Freitag, 1. April 2011

    Zwei Tage am "Viktoria-Meer"

    Nachdem ich gestern alles rund um das Haus mit Hausstand geregelt hatte, alle Sachen im Danmission-Container verstaut und alle meine Sachen eingepackt hatte, konnte die Reise beginnen: Regina, Hans, Constanze und ich haben uns auf nach Bukoba gemacht. Leider hat sich Karagwe mit Regen von mir verabschiedet - oder hat es geweint wegen meiner Abreise?
    Der Regen machte die ersten Meter unseres Weges etwas beschwerlich, da wir viele grosse und tiefe Pfuetzen zu umfahren oder durchfahren zu hatten. Aber ploetzlich wurde die Strasse besser: Auf etwas befestigter Erde und einer geraden Oberflaeche laesst es sich gleich viel leichter und schneller fahren. Irgendwann in der naechsten Zeit soll auch ein Stueck des Weges von Karagwe nach Bukoba geteert werden. Und Karagwe wird immer mehr in das Zentrum ruecken.
    In Bukoba angekommen, gab es das 'Chicken Alakief' zum Mittagessen und Regina und Hans hatten nicht zu versprochen. Vier mal bestellt und vier mal zufriedene Gaeste. Langsam legte sich auch der Regen und wurde von einem strahlend blauen Himmel mit Sonnenschein abgeloest. So sassen Constanze und ich nachmittags am Viktoriasee, haben die Weite des Wassers und die Waerme der Sonne genossen - bevor wir uns ein 'Feierabend-Bier' am Strand haben schmecken lassen. Wie Urlaub. Das Urlaubsgefuehl setzte sich beim Abendessen fort, denn auch das war wieder sehr lecker.
    Leider waren das Bett und das Fruehstueck in unserem Hotel nicht ganz so perfekt wie der Rest. Dennoch habe ich es geschafft so viel heute Morgen zu Essen, dass ich eben erst wieder etwas zu Abend essen konnte. Zwischen den beiden Mahlzeiten war ich ein bisschen mit meinen drei Begleitern in Bukobas Geschaeften unterwegs und habe mich im ELCT Bukoba Hotel einquartiert. Von hier aus ist es morgen nicht weit zum Flughafen - und da ich schon frueh fliegen muss, wird das hoffentlich sehr angenehm werden.
    Nach unserem Programm war die Zeit des Abschieds gekommen. Und mir wurde ploetzlich bewusst, dass meine Zeit in Tansania so gut wie vorbei ist. Eine tolle Zeit mit vielen Erlebnissen und vielen lieben Bekanntschaften. Wie zum Beispiel heute Nachmittag in Bukoba mit Jana, einer deutschen Volontaerin hier. Gemeinsam haben wir fuer ihre Familie Stoffe fuer Kleider ausgesucht und sind ein bisschen durch die Stadt geschlendert. Ein Eis am Strand des Viktoriasees hat meinen Nachmittag abgerundet. Und den Ausflug nach Bukoba somit zu einem tollen Abschluss werden lassen.
    Morgen geht es weiter nach Mwanza, wo ich noch einmal Antke treffen werde. Abends geht meine Reise weiter nach Daressalam und in der Nacht hebt der Flieger Richtung Deutschland ab. Wahnsinn, wie schnell die letzten acht Wochen vergangen sind.

    Mittwoch, 30. März 2011

    Der letzte Arbeitstag

    Ja, heute war es soweit: Mein letzter Arbeitstag im Head Office war gekommen. Kaum zu glauben, wie die letzten acht Wochen so schnell vergehen konnten...
    Waehrend der Morgen-Andacht wurde ich ein bisschen offiziell vom General Secretary und vom Dekan, dem Stellvertreter des Bischofs verabschiedet. Der Bischof ist zurzeit mal wieder unterwegs und konnte mir deshalb nicht persoenlich Tschuess sagen. So haben die anderen mir mein Geschenk ueberreicht: Ein T-Shirt der Dioezese zum 100-jaehrigen Jubliaeum des Evangeliums in Karagwe im vergangenen Jahr. In einem starken Gelbton. Ich glaube, die Farbe wird auf meiner Hautfarbe weniger gut aussehen als bei den anderen Mitarbeitern des Head Office. Aber gut, es ist eine schoene Erinnerung an meine Zeit hier.
    Eine Erinnerung an mich werde ich auch hinterlassen: Neben der Website habe ich mich hier auch ein bisschen um die Interne Kommunikation gekuemmert und ein Schwarzes Brett gestaltet. Und dieses Schwarze Brett musste in den vergangenen Tagen irgendwie, mit viel Durcheinander und noch mehr neuen Planungen fertig gestellt werden. Aber jetzt ist es vollbracht und die Dioezese kann schon in den naechsten Tagen in eine ganz neue Art der Internen Kommunikation starten. Ich bin gespannt, was aus diesem Projekt wird.
    Und dann gab es heute noch eine Ueberraschung, neben all dem Stress der letzten Tage. Zu dem Fertigstellen von moeglichst vielen Einzelheiten im Buero, kam das Einpacken des Hausrats und die ersten Packvorbereitungen fuer meine Rueckreise. Aber gut, da war ja die Ueberraschung heute. Bei meinen Ausfluegen nach Kituntu habe ich bislang nie den Pfarrer aus Rugera getroffen. Auf Nachfrage haben die anderen mir erklaert, dass Rugera in der Trockenzeit schon recht weit entfernt liegt und schwierig zu erreichen ist. In der Regenzeit scheint sich diese Entfernung um einiges zu vergroessern und es gibt nur selten ein Durchkommen. Wie zum Beispiel gestern, als er einen Brief aus Oberdieten erhalten hat und auch von meinem Aufenthalt hier erfahren hat. Scheinbar hat er sich gleich auf den Weg gemacht, die Nacht in Kayanga im Hotel verbracht, um mich heute Morgen hier im Head Office in Lukajange besuchen zu koennen. Von so viel Einsatz und Engagement war ich wirklich begeistert. Wir haben uns sehr nett ueber Tansania, Deutschland, Gott und die Welt unterhalten. Im Gespraech kam heraus, dass er gerne einmal wieder seine Emails checken wuerde und auch eine nach Deutschland schicken wuerde. In Rugera gibt es kaum Strom, gar kein Internet und zum Teil auch schlechten Handy-Empfang. Natuerlich habe ich ihm gleich meinen neuen Computer bei Anne im Buero angeboten. Und das Abenteuer Internet konnte beginnen. Da er ein bisschen ungeuebt in allem war, hat er ueber zwei Stunden gebraucht, um diese Email zu schreiben. Ich habe mich wirklich gefreut, ihm die Freude machen zu koennen, aber mit dieser Dauer hatte ich nicht gerechnet. Bei all der Freude hat mich das leider auch in meinem Zeitplan heute ziemlich zurueck geworfen - aber so ist das hier in Afrika und am Ende des Tages zaehlen eher die Begegnungen als die abgearbeitetenden Punkte.

    Ist das nicht ein schoene Einsicht zum Abschluss meiner Arbeit hier in Karagwe? Ein anderes schoenes Detail meiner letzten Tage ist das weitere Programm: Morgen fahre ich mich mit Regina und Hans nach Bukoba. Die beiden werden mir ein bisschen die Stadt zeigen und mich in ihr Lieblings-Restaurant fuehren. Wenn das nur halb so gut ist, wie die ganzen Tipps der vergangenen Wochen, dann freue ich mich schon jetzt auf ein herrliches Essen. Ganz im Ernst, ohne die beiden und ohne ihre tollen Ideen und Ratschlaege, haette ich manches Erlebnis nicht machen koennen und anderes waere viel schwieriger und komplizierter gewesen. Asante sana, Regina und Hans!

    Sonntag, 27. März 2011

    Ein Tag in Kihanga mit einem Huhn

    Schon vor zwei Wochen hatte mich der Pastor aus Kihanga (Kituntu), Emmanuel Iromba, zu dem Gottesdienst heute eingeladen. Eine Einladung, die ich sehr gerne angenommen habe. Leider fahren am Sonntag die oeffentlichen Taxis nicht oder nur begrenzt, so dass es nicht sicher war, ob ich puenktlich in Kihanga sein wuerde. Kurzerhand hat Herr Iromba ein Taxi fuer mich bestellt, das mich an der Strasse zu Lukajange heute Morgen um 8:30 Uhr abholen sollte. Wie sich heraus stellte, war der Fahrer sein Bruder.
    Kurz nach 8 fing es jedoch an zu regnen und ich war sehr froh, die Nummer meines Fahrers zu haben. Denn, wenn man mit einem 'Privat-Taxi' faehrt und mehr bezahlt, kann man sich auch fast zu Hause abholen lassen. Natuerlich war der Fahrer nicht ganz puenktlich und ich musste etwas warten. Zum Glueck war die Kirche in Lukajange schon offen und ich konnte ein bisschen beim Kindergottesdienst lauschen - und hatte ein Dach ueber dem Kopf. Hier am 'Zentrum' in Lukajange war es auch sehr praktisch, mich abholen zu lassen. 
    Anfangs dachte ich, wenn es hier so stark geregnet hat, dass es zeitgleich auch neblig ist. Doch das sind die Regenwolken. Karagwe liegt sehr hoch und eben teilweise inmitten der Wolken. Das sieht sehr huebsch aus, ist aber auch etwas gemein, wenn der Regen fast von ueberall kommt. 
    Durch den Regen und viele Regenpfuetzen haben wir uns den Weg im gut gewaermten Auto nach Kihanga gebahnt. Und auch dort regnete es in Stroemen. Nach einer Tasse Tee im Pastoren-Haus haben wir uns langsam zum Gottesdienst begeben, der wegen des Regens spaeter anfing. Nicht alle Menschen haben hier einen Regenschirm, Gummistiefel oder feste Schuhe und dann ist der Regen sicherlich noch unangenehmer. Die Kirche wird uebrigens gerade angebaut: Das Gebaeude ist gemauert und auch ein Dach ist vorhanden, Fenster und Tueren fehlen aber noch. Deshalb regnete es auch ein bisschen in die Kirche und war anfangs noch etwas frisch. Bald schon wurde der Regen weniger und irgendwann blinzelte die Sonne wieder hervor. 
    Ich war eine Art Ehrengast heute und sass recht weit vorne, seitlich der Gemeinde auf einem extra Stuhl. Neben mir sass Meleck Iromba, der Sohn des Pfarrers, hat fuer mich uebersetzt und mir die Lieder gezeigt. Nach zwei Taufen, drei weiteren Aufnahmen in die Gemeinde und dem Abendmahl war es Zeit fuer die Kollekte. Hier in Karagwe wird sie schon waehrend des Gottesdienstes eingesammelt, indem alle Menschen nacheinander nach vorne gehen und ihren Beitrag abgeben. Da viele Gottesdienstbesucher nicht viel Geld haben, geben sie auch nicht-monetaere Dinge wie Obst, Gemuese oder Tiere. Heute war wieder so ein Tag, an dem jemand es gut meinte, und ein Huhn spendete. Da ich ganz vorne sass, wurden die Gaben neben mir aufgebaut - und auch das Huhn wurde neben mir platziert. Da sass es also nun, keinen Meter von mir entfernt und hat mich etwas nervoes werden lassen. Zum Glueck war das Huhn alles andere als nervoes und hat alles ruhig ueber sich ergehen lassen. Und so habe auch ich die Situation recht ruhig gemeistert. Denn waehrend dieser 'Aufregung' war mein grosser Moment gekommen: Ich habe mich (mal wieder) der Gemeinde vorgestellt. Und dieses Mal habe ich sogar etwas geschenkt bekommen. Eine tansanische Bastmatte, die, glaube ich, selbst gemacht wurde. Mit Lila und Gelb sieht sehr sehr schoen aus und freue mich immer noch. 
    Aber dann irgendwann war der Gottesdienst wirklich vorbei und wir sind nach der Versteigerung des Huhns zum Mittagessen in das Pastorenhaus gegangen. Nach weiteren netten Gespraechen und einem kleinen Rundgang ums Haus, war mein Taxi wieder da und brachte mich zurueck nach Lukajange. 
    Ein schoener Tag in Kihanga bei 'Freunden' war zu Ende und heute Abend war der Strom schon um 18:40 Uhr wieder da - ein rundum erfolgreicher Tag also. Und so ganz nebenbei, mein letzter Sonntag in Karagwe...

    Ein Samstag ohne Strom

    Da ich ein bisschen stolz auf mich bin, wie ich den Samstag ganz ohne Strom gemeistert habe, moechte ich heute mal wieder ueber die Elektrizitaet und ihre Folgen in Karagwe berichten. Ich hoffe, es kommt euch nicht schon zu den Ohren heraus. Auch ich haette vor meiner Zeit hier nie gedacht, dass mich das Thema 'Strom' einmal derart beschaeftigen koennte. Dabei ist mir erst einmal bewusst geworden, wie abhaengig unser Leben teilweise vom Strom ist und wie bequem alles sein kann mit Strom. Auf der anderen Seite finde ich es auch ein bisschen faszinierend, wenn ich die Menschen sehe, die ganz ohne Strom leben. Fuer sie geht das Leben dann 'normal' weiter, waehrend ich mir einen kleinen Plan fuer den ganzen langen Tag mache.
    So bin ich also um 6 Uhr aufgestanden, um die letzten Minuten der Elektrizitaet zu nutzen: Wasser fuer den Kaffee kochen und in Thermoskanne fuellen, Fruehstuecks-Ei kochen (um es mir so angenehm wie moeglich zu machen) und Wasser fuer den zweiten Waschgang meiner Unterwaesche erhitzen. Puenktlich um 7 Uhr war ich fertig und habe mich noch einmal ins Bett gelegt - jetzt war der Strom ja weg und die 'Ruhe' begann...
    Nach einem gemuetlichen Fruehstueck habe ich mich auf nach Kayanga zum Markt gemacht - und da mir der lange Spaziergang letzte Woche von Regina und Hans nach Hause sehr gut getan hat, bin ich auch gestern gelaufen. Eine Frau und ihr Sohn haben mich den groessten Teil des Weges begleitet. Obwohl ich kein Kisuaheli und die beiden weder Englisch noch Deutsch gesprochen haben, schien es ihnen zu gefallen, mit mir gemeinsam zu laufen. Jedenfalls haben sie immer wieder den Anschluss gehalten oder auf mich gewartet. 
    Auf dem Markt habe ich zum ersten Mal Fleisch hier gekauft. Die 'Fleischereien' und ihre Fleisch-Aufbewahrungsmethoden waren mir bislang immer ein bisschen suspekt, aber gestern musste ich Fleisch kaufen. Ich hoffe, dass es gut ist und bin schon gespannt, was Dickson morgen dazu sagt. Ich konnte die Qualitaet leider nur schlecht beurteilen.
    Zurueck bin ich wieder mit einem Taxi gefahren und habe mich die letzten Meter zum Haus mit den vielen schweren Tueten 'gekaempft'. Zu Hause angekommen, standen Englisch-Aufgaben, einen Flyer fuer die entstehende Universitaet in Karagwe gestalten, leckere Snacks fuer Zwischendurch und das ein oder andere Ruhepaeuschen auf dem Plan. Gegen 19 Uhr wurde ich dann etwas ungeduldig und war gespannt, wann wir wieder am Netz sind. Es wurde halb 8 und dunkel und es war immer noch kein Strom da...
    Aber dann, gegen 20 Uhr fing der Kuehlschrank an zu brummen. Welch ein schoenes Geraeusch! Und unvorstellbar, dass mich dieses Geraeusch in meiner Ein-Zimmer-Wohnung in Lingen manchmal genervt hat. Und hier ist es mit Freude verbunden. So verschieden koennen die Welt und die Gefuehle in ihr sein.

    Donnerstag, 24. März 2011

    Typisch Karagwe?

    Gestern als ich aus der Mittagspause wieder zurueck ins Buero kam, liess sich mein/unser Computer nicht mehr starten. Stattdessen erschien immer wieder ein blauer Bildschirm mit Handlungsempfehlungen, die alle nicht funktionieren wollten. Nach einigen Versuchen habe ich Mr. Ngobya informiert, die 'gute Fee' des Head Office. Aber auch er konnte nicht helfen und so blieb uns nur den Techniker anzurufen. Da wir hier in Karagwe und nicht in New York oder in einer anderen Metropole sind, gibt es keinen Computer-Spezialisten um die Ecke. Und deshalb sollte es auch bis Samstag dauern, bis er nach dem Computer schauen konnte. Eine ganz schoen lange Zeit - und das auch noch in meinen letzten Tagen, in denen ich so vieles zu Ende bringen wollte...
    Vielleicht ist es typisch fuer Karagwe, dass es so lange dauert, bis der Techniker kommt. Aber ich glaube, dass es auf jeden Fall typisch fuer Karagwe ist, wie eine Loesung des Problems gefunden wurde: Im Office gibt es zwei Computer, die aufgrund von Laptop-Nutzung nicht gebraucht werden und so fand sich recht schnell ein neues Plaetzchen fuer mich. Jetzt leiste ich Anne Gesellschaft im Buero fuer Diakonie. Das Buero ist auf der Hauptseite des Office gelegen und hier scheint tagsueber viel eher die Sonne herein. Und ich habe wieder Computer- und Internetzugang. Das freut mich und bin manchmal erstaunt, wie einfach dann doch alles sein kann. 
    Was auf jeden Fall typisch fuer Karagwe ist, sind die Meldungen fuer das Wochenende: Der Strom wird abgestellt, weil das Unternehmen Reparatur-Arbeiten an der Leitung vornehmen muss. Am Samstag und Sonntag muessen wir von morgens um 7 bis abends 19 Uhr ohne Strom auskommen. Gut, man ist geuebt darin und die Vorankuendigung ist wirklich angenehm dieses Mal. So kann ich meine Strom-Plaene auf den Abend und fruehen Morgen verschieben und tagsueber schlafen. Ja, flexibel muss man sein. Leider kann der Computer-Spezialist nicht ganz so flexibel sein und deshalb wurde sein Besuch auf fruehestens Montag verschoben.
    Aber es heisst, dass die Strom-Ankuendigungen die meiste Zeit sehr verlaesslich sind und der Strom auch puenktlich wieder angeschaltet wird. Wollen wir mal hoffen, dass auch das typisch fuer Karagwe ist...

    Dienstag, 22. März 2011

    Einmal Kituntu und zurueck

    Heute hat sich das Partnerschaftskommittee aus Kituntu getroffen - eine gute Gelegenheit fuer mich, auch einmal fuer die Partnerschaft einen Ausflug zu machen. Los ging es heute Morgen um 7:40 Uhr, hier in Lukajange. Da Brighton dienstlich nach Kayanga musste, hatte ich fuer die erste Etappe eine Mitfahrgelegenheit. Dort angekommen war auch schnell ein ein Taxi gefunden, das mich nach Katembe bringen wollte. So leicht hatte ich mir das gar nicht vorgestellt. Wie ich dann so bin, habe ich mir Gedanken gemacht, was ich in Katembe machen kann, wenn ich viel zu frueh da bin. Inzwischen war es 8 Uhr und wenn wir gleich los gefaehren waeren, waeren wir um halb 9 dort gewesen - das Treffen sollte aber erst um 10 Uhr beginnen.
    Ja, wenn wir sofort los gefaehren waeren. Erst haben wir auf weitere Fahrgaeste gewartet, dann kam ein anderer Fahrer ins Auto gehuepft und ist mit mir zum Reifen-Aufpumpen und wieder zurueck zum Sammelplatz gefahren, hier haben wir wieder - bei recht lauter Musik - gewartet, bis das Auto sich langsam fuellte. Doch bevor wir Richtung Katembe starten konnten, mussten wir noch mit dem ersten Fahrer bei einer Bank halten und einen vierten Fahrgast auf die Ruecksitzbank laden. 
    Aber dann ging es wirklich los - um kurz nach 9. Waehrend der ganzen Zeit freuten sich die beiden Fahrer sehr, eine 'Mzungu' im Auto zu haben. Ob das ein besonderes Qualitaetsmerkmal fuer ihre Fahrdienste ist? 
    Auf dem Weg nach Katembe wollten noch weitere Menschen mit uns fahren und die haben wir natuerlich nicht einfach am Strassenrand stehen lassen. Als der fuenfte Fahrgast sich auf die Ruecksitzbank quetschte, habe ich mich etwas komisch gefuehlt: Ich sass vorne ganz alleine auf dem Sitz und hatte 'Platz'. Doch das komische und zugleich befreiende Gefuehl waehrte nicht lange, denn der naechste Passagier wurde vorne neben mir platziert. Zu meinem grossen Erstaunen, teilte dann auch noch der Fahrer seinen Sitz. Von ganz rechts hat er dann ueber den Schoss meines direkten Nachbars geschaltet. Dabei war er ein bisschen auf mein Wohlwollen angewiesen, wenn er in den ersten oder zweiten Gang schalten wollte, denn ich sass fast auf dem Schalthebel. Hiermit ist der Beweis vollbracht: Es koennen bis zu 9 Menschen in einer normalen Limousine fahren. Wir sollten es vielleicht nur nicht in Deutschland ausprobieren.
    Letztendlich waren wir um kurz vor 10 Uhr in Katembe - also perfekt in der Zeit. Was will man mehr? Vielleicht den Schluessel fuer die Kirche, wo das Treffen stattfinden sollte. Doch der Mann mit diesem Schluessel liess auf sich warten. Wie gut, dass Joerg immer super organisiert bei den Partnerschaftstreffen in Deutschland ist und die Schluessel hat. Was fuer mich ungewohnt war, haben alle anderen ganz gelassen genommen. So haben wir halt einfach im Pfarrhaus gesessen, gewartet, geredet und um 11 Uhr das Treffen offiziell in der Kirche begonnen. Dieses Mal musste oder durfte Runyagas Pastor Faustin Buchocho fuer mich uebersetzen. Das Hauptthema war der anstehende Besuch in Deutschland und die Reise von Kituntu nach Biedenkopf. Wer schon einmal nach Kituntu gereist ist, weiss, dass es nicht unbedingt leicht sein muss, hier hin oder hier weg zu kommen und dass es einiges an Organisation braucht... Waehrend des Treffens wurde ein Fruehstuecks-Imbiss gereicht und im Anschluss haben wir gemeinsam Mittag gegessen. Diesen Service gibt es in Biedenkopf leider nicht ;-)
    Und schon ging es wieder zurueck Richtung Lukajange. Die Platzsituation im Auto war aehnlich wie auf dem Hinweg: Hinten sassen fuenf Menschen, vorne ich und ein anderer Fahrgast. Dieser Fahrer war etwas kraeftiger als der erste und konnte deshalb keinen weiteren Gast auf seinen Sitz einladen. Die Melodien aus dem Radio erinnerten mich an Deutschland - und bald darauf an Weihnachten. Denn wir kennen diese Lieder als 'Stille Nacht' und 'Ihr Kinderlein kommet' und ich habe mich gefragt: Wird in Tansania der gleiche Text gesungen ? Und wenn ja, warum hoert der Fahrer im Maerz Weihnachtslieder?
    In Kayanga angekommen, habe ich einen wichtigen Einkauf erledigt und dieses Prachtexemplar von einem Regenschirm erstanden. Da mein Regenschirm im Pack-Durcheinander zu Hause geblieben ist, wollte ich jetzt mein Gewissen beruhigen und mir einen adaequaten Regenschutz besorgen. Ich bin auf den ersten Schauer gespannt.

    Montag, 21. März 2011

    Interessante Muster

    Heute Mittag bin ich mit Unterhemd, T-Shirt, Strickjacke, Fleecejacke, Schal, dicker Weste und einer Tasse heissem Tee aus der Mittagspause in das Buero zurueck gekehrt. Der Grund: Heute Nacht und den ganzen Vormittag hat es sehr viel geregnet und die Temperaturen haben sich waehrend des Regens auf deutsche Grade herab gekuehlt. Ja, vorbei ist der schoene Sonnenschein bei 25 Grad den ganzen Tag. Ploetzlich bin ich sehr froh, doch den ein oder anderen warmen Pullover, lange Hosen und feste Schuhe eingepackt zu haben. Und dann gibt es ja noch Tee und ein warmes Bett waehrend der Mittagspause.
    Auf meinem Weg ins Buero habe ich Kinder in kurzen Hosen, T-Shirts und Sandalen gesehen. Die gleiche Kleidung, die sie auch bei den wohlig angenehmen Temperaturen vor einigen Wochen getragen haben. Auch im Buero waren heute einige der einheimischen Mitarbeiter nicht anders gekleidet, als bei fast 10 Grad waermer. Ich frage mich, ob die Menschen ein anderes Waerme-Kaelte-Empfinden haben, oder ob sie die Temperatur-Unterschiede und -Veraenderungen einfach besser gewoehnt sind als ich. Viel unempfindlicher koennen sie eigentlich nicht sein: Alle waren mehr oder weniger erschrocken, wenn ich von dem Winter in Deutschland mit Kaelte und Schnee erzaehlt habe.
    Und irgendwann blinzelt die Sonne dann doch noch hinter den Wolken hervor und es wird wieder etwas waermer - so dass ich etwas von meinem Zwiebel-Schalen-Outfit ablegen konnte. 
    Waehrendessen koennt ihr den beginnenden Fruehling geniessen. Da sich meine Zeit in Karagwe langsam, aber doch sehr allmaehlich ihrem Ende zu neigt, freue ich mich auch schon auf den Fruehling... Schliesslich hat das Ganze auch etwas Gutes: Der Temperatur-Schock wird nicht allzu schlimm bei meiner Rueckkehr werden.

    Sonntag, 20. März 2011

    Bundesliga und Bier

    Dieses Wochenende war ich bei Regina und Hans eingeladen, den zwei deutschen VEM-Mitarbeitern hier im Head Office. Gestern Vormittag haben sie mich abgeholt und wir sind durch den Regen nach Nyakahanga gefahren, wo sie wohnen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch beste Hoffnungen, dass der Regen nach Mittag oder gegen Abend aufhoeren wuerde, doch da war ich ein bisschen zu optimistisch. Wie sagt man so schoen? Gestern hat es nur einmal - mit einer ganz kurzen Unterbrechung - geregnet. Aufgehellt wurde der Tag durch viele schoene Urlaubs- und Ausflugsbilder der beiden. Auf diese Weise habe ich Tansania etwas besser kennen lernen koennen und meine 'Urlaubs-Wunsch-Liste' erweitert. Ab 18 Uhr haben wir dann die Bundesliga-Life-Konferenz der Deutschen Welle im Radio verfolgt. Toll, mal wieder etwas vom deutschen Fussball life zu 'hoeren' und ein interessantes Erlebnis, dabei auf Karagwes Weite und Bananenstauden zu blicken. Abends gab es zu einem Bier zwei sehr unterschiedliche Filme, die trotzdem beide von der Hoffnung und dem Streben nach dem eigenen Glueck handelten. Ein sehr schoener Abschluss.
    Wo ist der 'Gen-Fehler'?
    Und heute war uns Petrus dann wohl gesonnen, denn bereits am Morgen schien die Sonne. Nach dem Fruehstueck sind wir zum Panorama-Spaziergang von Regina und Hans gestartet. Und sie hatten nicht zu viel versprochen: Fuer einen wunderschoenen Ausblick auf das weite Land mit Bergen, Taelern und einem See hat sich die Bergtour gelohnt. Bei unserem Spaziergang sind wir einer Kuhherde begegnet, die seelenruhig den ganzen Berg abgegrast haben - in Reihe und Glied. Eine Kuh, liebevoll Eulenspiegel genannt, unter ihnen hatte nicht wie alle anderen die Hoerner nach oben gebogen, sondern nach unten. Das sah vielleicht niedlich aus. Nach einem kleinen Steinwurf-Wettbewerb, den ich leider klaeglich verloren habe, habe ich noch einen Einblick in den tansanischen 'Bergbau' erhalten: Von Hand schlagen die Arbeiter Steine und Sand aus dem steinigem Boden. Am Wochenende bleiben dann interessante Hoehlen zurueck, die sich fuer Erinnerungsfotos anbieten.
    Nach einem zweiten leckeren Mittagessen (auch das Fruehstueck und Abendessen sind sehr zu empfehlen) habe ich mich langsam auf den Rueckweg begeben. 
    Da sonntags nicht so viel Verkehr auf der geteerten (!) Strasse zwischen Nyakahanga und dem Abzweig Lukajange ist, habe ich einen Spaziergang gemacht. Einen Buergersteig oder einen Weg fuer Fussgaenger gibt es naemlich nicht - und bei dem vielen und rasanten Verkehr unter der Woche sieht es nicht wirklich sicher fuer die vielen Fussgaenger am Strassenrand aus. Bei meinem kleinen Sonntags-Spaziergang habe ich einen Coca-Cola-Promotion-LKW mit lauter Musik und Moderation gesehen und musste schmunzeln. Neben der omnipraesenten Werbestrategie, Coca Cola steht fast an jedem fuenften Haus, bespassen sie die Menschen auch am Sonntag mit Unterhaltung. Bespasst schienen einige Menschen auch von mir gewesen zu sein. Wenn ihnen eine Mzungu begegnet, muessen viele irgendetwas sagen: "Mzunguuuu...", "How are you?", "Good afternoon!" oder "Good morning!" sind die meist verwendeten Ansprachen. Da viele Kinder in der Primary School erst einmal nur "Good morning, teacher!" auf Englisch lernen, sagen sie den ganzen Tag "Good morning" als Begruessung zu Weissen - manchmal ist man dann auch einfach ein 'teacher'...

    Donnerstag, 17. März 2011

    Von nassem Wetter und getrocknetem Obst

    Der Regen haelt langsam Einzug in Karagwe - das heisst, es regnet jetzt fast jeden Tag. Mal morgens, mal mittags oder nachmittags, mal abends oder nachts - je nachdem... Fuer diese Zeit verabschiedet sich dann die Sonne tagsueber und es wird fast ein bisschen frisch. Aber ich will mich nicht beklagen, denn der Regen ist sehr wichtig fuer Land und Leute hier. Wenn es nur vier Monate im Jahr Regen gibt, muss man sich ueber jeden Schauer freuen.
    Mit dem Regen schwankt der Strom etwas mehr: 15 Minuten ist er weg, ploetzlich wieder da und dann ganz ploetzlich nach einigen Minuten wieder weg. Also habe ich immer genuegend Zeit den Computer auszuschalten, wieder einzuschalten, um ihn kurz darauf wieder herunter zu fahren. Aber auch daran kann man sich gewoehnen. Ich schreibe dann erst einmal alles mit Hand auf einen Zettel und uebertrage es, wenn der Strom wieder da ist, auf den Computer. Auf diese Weise ist alles auch ein bisschen durchdachter, schliesslich schreibe ich es zweimal auf. 
    Woran ich mich nicht gut gewoehnen kann, ist, wenn das Internet in unserem Buero weg ist, aber alle anderen Zugriff haben. Das Problem liegt bei den Gebaeuden und der Strom- und Internetverbindung des Head Offices - kurzum, ich habe mein Buero einfach im falschen Teil des Offices. Aber gut, als dann heute Morgen wieder alles funktionierte, habe ich mich sehr gefreut. Leider kann man nie genau sagen, woran es gelegen hat, dass wir gestern den ganzen Tag kein Internet hatten.

    Deshalb komme ich auch erst jetzt dazu, euch von meinem Besuch in der Karagwe Secondary School (KARASECO) am Dienstag zu berichten. Nach dem zweiten Schulbesuch bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass die Schueler hier in Tansania ein viel strengeres und durchgeplanteres Schulleben haben, als ich es in Deutschland hatte. Das faengt schon damit an, dass die ganz Kleinen bereits den ganzen Tag, von morgens bis nachmittags, zur Schule gehen. Ich glaube, der Tag ist dann ganz schoen lang fuer die 6- oder 8-jaehrigen.
    Im Interview mit einer Schuelerin fuer die Website
    Puh, mein Gehirn ist morgens um 5 Uhr, glaube ich, alles andere als frisch und ich weiss nicht, ob mir der Schlaf davor genuegen wuerde. Schueler, die in Tansania eine Secondary School besuchen, muessen vieles leisten und sich anstrengen - das soll nur ein Beispiel dafuer sein.
    Nach dem Schulbesuch hatte der Pfarrer aus Kihanga, eine Gemeinde im Kituntu-Distrikt, Oscar und mich zur Betriebsbesichtigung eines Kipepeo-Zulieferers eingeladen. Gemeinsam mit Anatory Kagaruki haben wir uns also angeschaut, wie Baby-Bananen, Ananas und Papaya klein geschnitten, getrocknet und fuer den deutschen Markt verpackt werden. Ja genau richtig, man kann das Obst aus Karagwe - getrocknet - in Deutschland kaeuflich erwerben. Um die Werbung zu vervollstaendigen: Ueber das Internet, ist eine wirklich gute Sache weil Bauern mit den Gewinnen unterstuetzt werden und es wirklich gut schmeckt. Der Besuch war sehr interessant und ueberall roch es so schoen nach frischem Obst. 
    Die Papaya stammen zum grossen Teil von Feldern aus Runyaga, der Direktpartner-Gemeinde von Frohnhausen in Kituntu. Und deshalb habe ich neben der Bananen- und Ananas-Kostprobe auch noch ein extra Paeckchen getrocknete Papaya geschenkt bekommen. Asante sana!

    Montag, 14. März 2011

    Ein neuer Ausflug mit dem Bischof...

    ...und ein Wiedersehen mit einem alten 'Freund' waren meine Erlebnisse am Sonntag. Ihr musstet ein bisschen warten, aber hier ist sie nun: Eine neue Geschichte von Annika und der Ziege in einem Auto.
    Doch beginnen wir von vorne. Alles begann mit einer recht puenktlichen Abfahrt. Dieses Mal waren wir nur 15 Minuten spaeter als geplant. Wenn das nicht ein gutes Ohmen fuer den ganzen Tag sein sollte. Unser Ausflug fuehrte uns zu dem Versammlungsort Rubale im Distrikt Ihembe. Da Ihembe an Lukajange grenzt, dauerte die Fahrt nur eine Stunde. Ich glaube, weder der Fahrer noch der Bischof wussten genau, wo wir hin mussten. Durch die Bananenstauden hindurch, ueber Steine und Wiesen hinweg kann man auch leicht die Orientierung verlieren. Jedenfalls haben wir immer mal wieder angehalten und nach dem Weg gefragt. Aber wir schienen stets auf dem richtigen Weg zu sein und ploetzlich tauchte eine Kirche auf. 
    Und diese neu gebaute Kirche wurde gestern vom Bischof eroeffnet. Zunaechst versammelten sich alle Gottesdienstbesucher im Zelt vor der Kirche fuer eine kurze Andacht, dann oeffnete der Bischof feierlich die Kirchentuer und die ganze Gesellschaft zog ein. Da zu diesem besonderen Anlass nicht nur die Menschen des Versammlungsortes gekommen waren, sondern auch ein zweiter Chor und weitere Gaeste aus dem Distrikt, war die neue Kirche zu klein fuer all die Menschen. Deshalb ging es nach einer weiteren kurzen Andacht wieder hinaus in das Zelt - gebaut aus Aesten und bunten Planen. Unter diesen Planen wurde es bald richtig heiss, als die Sonne so schoen hell und warm zur Mittagszeit vom Himmel schien. Da die Eroeffnung der Kirche ein besonderer Gottesdienst war, dauerte es auch wieder etwas laenger. Nach drei- oder dreieinhalb Stunden musste ich einfach etwas Wasser zwischendurch trinken - denn ein offizielles Ende war noch nicht in Sicht. Im Anschluss an den Gottesdienst fand wieder der 'Zweite Teil' statt, wie sie die einzelnen Reden, Chorauftritte und die Geschenkuebergabe so schoen nennen.
    Singend und tanzend zogen die Mitglieder des Versammlungsortes in das Zelt ein, um dem Bischof ihre Geschenke zu ueberreichen. Da gestern sein erster Besuch in dem Ort war, freuten sich alle besonders, schenkten ihm viele viele Sachen und tanzten auch im Anschluss noch fuer ihn. Ich fand das alles sehr vergnueglich, bis ich das erste Geschenk entdeckte. An einem Seil wurde wieder eine Ziege hereingefuehrt. Ab diesem Zeitpunkt war meine Aufmerksamkeit geteilt und ich musste immer wieder an die bevorstehende Rueckfahrt denken...
    Irgendwann war dann auch der zweite Teil beendet und wir konnten zum Mittagessen uebergehen. Bald darauf war unser Besuch in Rubale beendet und das Unausweichliche rueckte immer naeher. 
    Ganz mutig bin mutig in das Auto eingestiegen, obwohl da schon jemand lag. Eine andere Moeglichkeit hatte ich ja auch nicht, schliesslich wollte ich mit zurueck nach Lukajange fahren. Aber meine kleine Panikattacke vom letzten Mal war nicht ohne Folgen geblieben: Diese Ziege war viel besser und fester im Auto angebunden und rutschte nicht bei jeder Kurve oder Unebenheit quer umher. Ihr seht, letztendlich habe ich den Tieren hier etwas Gutes getan ;-) Hinzu kam, dass das Tier nicht schwanger war und dadurch auch ruhiger war als die erste. Aber ganz ehrlich: Geheuer war mir das alles immer noch nicht. Die Ziege hatte trotz allem Angst und schrie manchmal, rutschte ein bisschen umher und versuchte sich zu befreien. Ich sass also wieder etwas verkrampft im Auto.
    Auf dem Rueckweg von solchen Terminen versucht der Bischof immer andere Besuche zu integrieren. Karagwe ist ein weites Land und die Strassen sind zum Teil wirklich sehr schlecht, sodass sich solche Kombinationen wirklich anbieten, wenn sie auf dem Rueckweg liegen. Gestern stand der Besuch des Office-Mitarbeiters an, dessen Vater gestorben war. Da ich den Mann kenne und mag, fand ich es sehr interessant, zu sehen, wie er mit seiner Familie in dem Dorf lebt. Und das allerbeste an unserem Besuch war das Geschenk an die Familie: Die Ziege. So hatte ich eine ruhige und entspannte restliche Rueckfahrt ueber die holprigen Strassen Karagwes. Als ich dem Mann heute Morgen von meiner Freude berichtet habe, hat er herzlich gelacht. Ich freue mich immer, wenn Menschen wegen meiner Ziegen-Geschichten lachen.

    Weniger zum Lachen war, dass der Strom gestern einmal wieder von uns gegangen war. Auch heute Morgen waren wir von jeglicher Elektrizitaet getrennt und schnell war klar: Es ist ein ernsteres Problem mit der Stromleitung und einem zentralen Generator. Zwar sollten schon Techniker unterwegs sein, aber alle vermuteten das Schlimmste. Und das waeren zwei oder drei Tage oder mehr ohne Strom gewesen. Umso groesser war meine Freude, als heute Nachmittag mein Freund - der Strom - wieder da war. Gerade in diesem Moment habe ich in der Bibel gelesen, um neue Tageslosungen fuer die Website zu suchen. Ein Zufall oder doch mehr? Wer weiss das schon...

    Samstag, 12. März 2011

    Bankgeschaefte

    Da mein (Taschen)Geld doch etwas laenger aus Deutschland nach Tansania braucht, als erwartet, hat die Dioezese mir einen kleinen 'Kredit' gewaehrt. Ich war nicht pleite, aber das Gefuehl, nicht einfach zur Bank gehen zu koennen und Geld zu holen, wenn man welches braucht - sondern abwarten zu muessen, wie lange der Geldtransfer noch dauern wird - war komisch und ein bisschen unangenehm fuer mich. Aber seit heute Morgen, nach einigem Hin und Her, sind meine Bargeldreserven wieder aufgefuellt.
    Fuer den Kredit brauchte ich zunaechst einen Scheck vom Treasurer, George, und die Einverstaendnis vom GS. Das klappte alles ganz gut, wenn George die Unterschrift nicht vergessen haette. Mit dem letztendlich unterschriebenen Scheck war es dann moeglich zur Bank in Kayanga zu gehen, um dort das Geld auf ein Konto einzahlen zu lassen. Da ich hier aber kein eigenes Konto habe, war hier wieder ein kleines Problem. Zum Glueck war George so nett und ist mir zusammen zur Bank gefahren. Wenn der Finanzchef der Dioezese darum bittet, kann das Geld wohl auch ohne Konto ausgezahlt werden. Ich habe ja wieder nicht wirklich was von all dem verstanden, was gesagt wurde - aber auch so war mein erster Besuch in einer tansanischen Bank ein Erlebnis: Samstagmorgens hat die Bank geoeffnet und auch am Samstag waren sehr viele Leute unterwegs, die ebenfalls Geldgeschaefte zu erledigen hatten. Da das Gebaeude verhaeltnismaessig klein war, war viel Trubel im Hauptraum der Bank. Unsere deutsche Diskretion und das 'Bitte Abstand halten' gibt es hier nicht. Alle versuchten einen guten Platz am Tresen zu ergattern, um moeglichst schnell an die Reihe zu kommen. Auf der anderen Seite wirbelten einige Bankangestellte umher und versuchten dem Ansturm gerecht zu werden. 
    Inmitten des Alltagsgeschaefts hat ein anderer Mitarbeiter Geld gezaehlt und sortiert. Da er unsere ganze Wartezeit ueber damit beschaeftigt war und sehr viele 'grosse' Scheine zusammen gebunden hat, gehe ich davon, dass es sehr viel Geld war. Ein weiteres nettes Detail, was dieses Bankinstitut von unseren deutschen unterscheidet - oder was sagen die Baenker dazu?

    Zukunftsbaeume

    KAKAUMAKI, das Aufforstungsprojekt in Kituntu, stand am Freitag auf meinem Unternehmungs-Plan. Ziel ist es, mit Hilfe neuer Baeume die Bodenerosion an den Haengen und Bergen zu stoppen. Was in Zukunft  vermieden werden soll, konnte ich an einigen Haengen betrachten: Mit dem Regen rutschen Erde, Grasnarbe und der gesamte Boden den Hang hinunter und zurueck bleibt eine kahle und unnutzbare Flaeche. Um das Wachsen der Baeume zu erleichtern, werden sie in Konturlinien gepflanzt. Die Wurzeln der neu gepflanzten Pinien sollen den Boden wieder festigen und stuetzen.
    Gemeinsam mit Hans und Regina, zwei deutschen Mitarbeitern aus dem Head Office, und Brighton bin ich nach Runyaga gefahren, wo die kleine Evalutions-Rundreise gestartet ist. Hier haben wir drei Evangelisten getroffen, die die Bauern begleiten und unterstuetzen, und haben mit ihnen die angehenden Wald-Bauern besucht. Fuer das Projekt war vor allem wichtig zu sehen, wie sich die Baeume seit der Pflanzung im September/Oktober entwickelt haben, wie die Bauern die Vorgaben umgesetzt haben, wie sie selbst das Projekt einschaetzen und welche Verbesserungsmoeglichkeiten es gibt. Insgesamt waren wir bei fuenf Bauern und haben die zwei Baumschulen besucht, in der die Setzlinge aufgezogen werden. Das war alles sehr interessant. Wir haben verschiedene Bauern getroffen und gesehen, auf welchem Boden sie es geschafft haben, Konturlinien zu graben. Jeder, den wir am Freitag besucht haben, hat sich wirklich Muehe gegeben und sich fuer das Projekt engagiert - weil jeder fuer sich erkannt hat, wie wichtig die Erhaltung des Bodens ist. Leider hatten nicht alle Bauern Glueck mit ihren Setzlingen und einige haben viel zu kleine Baby-Setzlinge erhalten. Die haben es natuerlich schwerer auf der freien Flaeche und ohne regelmaessigen Regen.
    Am Beeindruckendsten war die einzige weibliche Projektteilnehmerin. Mit ihren 60 Jahren hat sie sich bewusst fuer das Projekt entschieden und stemmt es, neben der Arbeit auf ihrem Hof, weitesgehend alleine. Deshalb hat sie erst einmal mit wenigen Pinien angefangen, um zu sehen, wie sie die Arbeit schafft. Sehr vernuenftig, wie ich finde. Warum sie sich die ganze Arbeit in ihrem Alter noch zumutet? Ganz einfach, sie sieht es als eine Investition fuer die Zukunft und fuer ihre Kinder. Einfach toll, dachte ich, als ich die Uebersetzung von Brighton gehoert habe.
    Am meisten gefreut habe ich mich schon zu Beginn unseres Ausflugs. Treffpunkt war die Kirche in Runyaga - und genau hier, treffen sich auch die Kinder zum Kindergarten. Einige Fotos und viele schoene Eindruecke spaeter, ging es dann auf zu den Bauern. Aber, liebe Kinder aus Frohnhausen, ihr koennt euch auf lebendige Eindruecke aus Runyaga freuen!
    Das I-Tuepfelchen bei diesem Ausflug, war der letzte Bauer vor unserer Mittagspausse: Als Dank oder einfach nur aus purer Freundlichkeit schenkte er jedem von uns eine schoene grosse Ananas. Sie ist zwar noch nicht ganz reif, sieht aber sehr lecker aus. Neben den vielen Pinien-Setztlingen habe ich an diesem Tag einen tansanischen Kaffeebaum, einen Papayabaum und viele Ananasstraeucher gesehen - und das alles zum ersten Mal. Ein wirklich schoener Anblick. Ach ja, beinahe haette ich es vergessen: Auch Joergs Baeumchen habe ich gesehen, direkt vor der Kirche in Runyaga. Leider war er die letzten Monate nicht da und konnte sich nicht darum kuemmern. Aber er steht da noch...
    Fazit: Ein schoener Tag in Runyaga

    Mittwoch, 9. März 2011

    Einen Steinwurf von Ruanda

    Welch malerische Lernbedingungen
    Heute haben Oscar und ich die Girls Secondary School in Bweranyange besucht - um Informationen und Bilder fuer die Website zu aktualisieren und weil ich mir die weiterfuehrende Schule, extra fuer Maedchen, sehr gerne anschauen wollte. Die holprige und etwas anstrengende Fahrt nach Bweranyange hat sich mehr als gelohnt: Wir wurden herzlich begruesst, durch die ganze Schule gefuehrt und bestens mit Essen versorgt. Nachdem der tolle Ausblick vom Schulgelaende auf das darunter liegende Tal mich ganz fasziniert hatte, wurde ein Fruehstuecks-Snack gereicht: Biskuit-Teigbaellchen, Haehnchenfleisch, Erdnuesse, Milchtee und erfrischende Getraenke. Im Anschluss musste Oscar etwas fuer sein Department (Mission und Evangelismus) in der Schule erledigen - was unsere Gastgeber zum Anlass genommen haben, mit mir zu einem wunderschoenen Aussichtspunkt zu fahren: Ganz weit oben, auf den Bergen von Bweranyange hat man einen tollen Ausblick auf das Land Karagwe und den Fluss Kagera. Und von diesem Punkt aus, ist Ruanda nur einen Steinwurf entfernt. Jedenfalls haben die anderen mir erklaert, dass Ruanda hinter den Bergen anfaengt. Das Land Karagwe mit seinen Bergen und Taelern kann wirklich malerisch sein.
    Wieder in der Schule angekommen, wurden wir zum Mittagessen eingeladen - denn, da ich heute zum ersten Mal die Schule besucht habe, wollten sie mich nicht ohne Mittagessen gehen lassen. Aber danach neigte sich unser Besuch dem Ende und es ging wieder ueber Stock und Stein und bergauf, bergab zurueck nach Lukajange. 
    Auf der Rueckfahrt habe ich viele Kinder gesehen, die mit Kuehen oder Ziegen unterwegs waren. Das Hueten der Tiere ist oft Aufgabe der Kinder in Karagwe. Andere Kinder kamen aus der Schule und schienen einen weiten Weg bis zu ihrem zu Hause laufen zu muessen. Egal ob in Arbeitskleidern oder in Schulinform, alle Kinder wurden von der Staubwolke unseres sausenden Autos eingehuellt. Ich waere, glaube ich an ihrer Stelle, boese auf den Fahrer gewesen. Der rote Staub ist naemlich nicht gerade angenehm in den Augen und brennt sich beinahe in Kleidung und Schuhe ein. Bei all diesen Gedanken habe ich mich auch gefragt, ob die Tiere huetenden Kinder nicht zur Schule gehen koennen und wie wohl ihr Leben ist auf dem Land in Karagwe ist. Von ihren Kleidern zu schliessen, waren sie sehr arm.

    PS: Versucht doch mal bitte 'Bweranyange' auszusprechen. Fuer mich ist es ein furchtbarer Zungenbrecher, der allen anderen immer ein leichtes Schmunzeln auf die Lippen zaubert...

    Montag, 7. März 2011

    Freude und Trauer aus ein und demselben Grund

    Wie nahe Freud und Leid bei einander liegen koennen, hat dieses Wochenende gezeigt: Am Samstag hat ein Mitarbeiter des Head Office geheiratet und am Sonntag war die Beerdigung des Vaters eines Mitarbeiters. Und wie eng Freude und Leid in Tansania miteinander verbunden sein koennen, habe ich erst an diesem Sonntag gelernt. Da der Mann mit 93 Jahren sehr alt geworden ist, haben die Enkel nach der Beerdigung neben seinem Grab getanzt. Eben als Dank fuer dieses lange Leben. Das ist Sitte hier - aber nur, wenn alte Menschen gestorben sind. Dabei ist es auch Sitte, dass die Kinder der Verstorbenen trauern, waehrend ihre Kinder feiern und froehlich sind. Freude und Trauer, nur wenige Meter von einander entfernt und wegen ein und demselben Grund - Wahnsinn. 
    Die folgende Formel ist auch ganz gewoehnlich in Karagwe: Je aelter ein Mensch geworden ist, desto mehr Menschen und Familien ist er in seinem Leben begegnet und desto mehr Menschen kommen zu seiner Beerdigung. Denn jeder, der den Verstorbenen kannte oder jede Familie, die mit ihm in Kontakt stand, kommt zu der Trauerfeier. Dank seiner 93 Jahre und einer weiten Bekanntheit, war die Beerdigung riesig am Sonntag. Die Familie hatte Zelte aus Aesten und Tuechern aufgebaut, um den Menschen ein bisschen Schutz vor der Sonne zu gewaehren. Doch die vielen Menschen passten nicht alle unter die Zelte und viele standen einfach inmitten der Bananenstauden. 
    Und genau hier, im Garten und zwischen den Bananen wurde er begraben - direkt neben seiner Ehefrau und seinem Haus. Auch das ist Sitte. Die Verstorbenen werden neben ihrem zu Hause vergraben, um zu verdeutlichen: Auch nach dem Tod gehoeren sie zu der Familie und leben weiterhin mit ihnen in dem Haus. Diese Bedeutung finde ich sehr schoen, wenngleich es auch ein bisschen ungewohnt fuer mich ist, direkt neben einem Haus im Garten Graeber zu entdecken.
    Um den Toten nach der Beerdigung im engsten Familien- und Freundeskreis zu verabschieden, werden viele Menschen noch bis Mittwoch oder Donnerstag in dem Haus wohnen und ihre Zeit miteinander verbringen. Da nicht alle einen Schlafplatz im Haus finden, schlafen die Maenner draussen. Dass sie draussen schlafen hat aber auch noch einen anderen Grund: Die Maenner passen symbolisch auf den Verstorbenen auf, dass er nicht von boesen Geistern in der Nacht geholt wird, sondern in Frieden ruhen kann.

    Leben auf dem Land

    Von Runyaga ist man recht schnell mit dem Auto in Katembe, Brightons Heimatdorf in Kituntu. Da er dort, direkt neben dem Haus seiner Eltern, auch ein Haus hat, ging unsere Reise am Samstagabend fuer die Nacht dorthin. Als wir ankamen war es bereits dunkel und im Haus der Eltern gibt es keinen Strom. Das ist aber normal 'auf dem Dorf' in Karagwe, denn nur wenige Haeuser haben Elektrizitaet. Das Haus erschien mir in der Dunkelheit ganz einfach, mit einigen Zimmern, die aber kaum eingerichtet waren. Dafuer war der Raum umso mit einer wunderbaren und selbstverstaendlichen Gastfreundschaft gefuellt: Innerhalb weniger Minuten hatte Brightons Mutter Wasser draussen auf dem Feuer gekocht und uns Tee angeboten. Da sassen wir nun auf Matten auf dem Boden und tranken Tee im Schein einer einfachen Gaslampe.
    Nach einiger Zeit sind wir in das andere Haus umgezogen und dort wartete ein wahrer 'Dorf-Luxus' auf uns: Dank einer mitgebrachten Batterie hatten wir Strom und Licht im Haus. Das Haus war huebsch und gemuetlich eingerichtet, obwohl es momentan eher als Wochenendhaus dient. Und gab es die naechste Ueberraschung in punkto Gastfreundschaft: Brightons Mutter hatte fuer uns auch noch Reis, Bananenbrei und eine Erdnuss-Sosse gekocht. Das war alles sehr lecker und ein toller Abschluss eines erlebnisreichen Tages. Deshalb bin ich auch recht schnell auf meine Matratze gefallen und eingeschlafen.
    Der Sonntagmorgen begann sehr gemuetlich mit einem Fruehstueck aus mitgebrachten Lebensmitteln und Tee von Brightons Mama. Aber dann wurde die Zeit knapp und wir mussten schnell duschen - das heisst mit einem Becher und je einem Eimer mit warmem und kaltem Wasser sich abduschen - und zur Kirche fahren. 
    Anders als bei uns in Deutschland, fand der Weltgebetstag hier in Karagwe am Sonntagmorgen statt. Die Frauen aus Katembe hatten den Gottesdienst organisiert und vorbereitet, zu dem auch Maenner und Kinder eingeladen waren. Aber auch hier war das Thema Chile und die Frage "Wie viele Brote habt ihr?" beschaeftigte die Menschen in Karagwe. Im Rahmen des Gottesdienstes durfte ich mich wieder der Gemeinde vorstellen und hatte dieses Mal sehr viel zu erzaehlen: Wer ich bin, woher ich komme, warum ich hier bin, wie der Weltgebetstag bei uns Deutschland gefeiert wird, die ganzen Partnerschaftsgruesse ausrichten und dann habe ich den Start der Wanderausstellung zu 20 Jahren Partnerschaft Biedenkopf - Kituntu zum Anlass genommen, den Menschen in Katembe von unserem Projekt zu berichten. Wieder einmal hat Brighton alles sehr kompetent fuer mich uebersetzt. Ich denke, die Menschen haben sich gefreut, dass ich da war und von der Partnerschaft berichtet habe. Fuer mich war diese Vorstellungsrunde auch besonders, denn es war schoen, mich der ersten Gemeinde in Kituntu vorzustellen.
    Nach der Kirche war aber wieder Eile geboten, denn mit Mittagessen (das wieder Brightons Familie organisiert hatte) und Packen war die Zeit knapp zum naechsten Programmpunkt an diesem erlebnisreichen Wochenende. Ja ja, ihr lest richtig, das Wochenende war noch nicht vorbei mit seinen Erlebnissen. Aber bevor ich darueber berichte, moechte ich an dieser Stelle noch einmal 'Asante sana' fuer das leckere Essen und die herzliche Gastfreundschaft in Katembe, Familie Katabaro, sagen!

    Sonntag, 6. März 2011

    Meine erste tansanische Hochzeit

    Ein Geschenk und eine Annika in einem 'echt-tansanischen' Kostuem gab es am Samstag, weil ein Mitarbeiter vom Head Office der Dioezese geheiratet hat. Und Katabaros haben mich mit auf die Hochzeit genommen.
    Die kirchliche Trauung fand hier in Lukajange statt. Leider war ich etwas zu spaet wegen des Elektrikers und leider habe ich wieder kaum etwas verstanden, was der Pfarrer gesagt hat. Also habe ich mich wieder etwas mehr die Atmosphaere und das ganze Drum Herum konzentriert. Die Trauung wurde von einem Kameramann fuer die Ewigkeit festgehalten. Da es in der Kirche etwas dunkel war, hatte er extra einen tuechtigen Leuchtstrahler mitgebracht. Jeden Schwenk in die Gemeinde muss jeder Gast sofort bemerkt haben, auch wenn er sich noch so sehr auf die Worte des Pfarrers konzentriert hat - denn der strahlende Scheinwerfer war recht unangenehm in den Augen.
    Nach der Trauung, bin ich mit den vier Katabaros und etwa zehn weiteren Menschen in einem Auto zur Hochzeitsfeier gefahren. Wir hatten zwar den geraeumigen Jeep, aber dennoch war es sehr sehr eng. Zugleich war die Stimmung aber gut und einzigartig fuer mich: Wir waren keine 50 Meter gefahren, da stimmte eine Frau ein Lied an - und alle anderen mit ein. Stimmgewaltig, laut und wunderschoen haben sie dann die ganze Fahrt ueber gesungen. Nach kurzer Zeit habe ich gemerkt, wie ich auch auf einmal mitgesungen habe. Das alles war einfach zu mitreissend, um nicht auch mit zu singen. In einer Hochzeits-Karawane mit Warnblinklicht, Hupen und lautem Gesang sind wir langsam von Lukajange nach Runyaga gefahren, wo die Feier stattfand. Das war zugleich auch meine erste Fahrt nach Kituntu und ich war wirklich beeindruckt von der Landschaft: Die hohen Berge und die tiefen Taeler scheinen unendlich zu sein und sind wunderschoen. 
    In Runyaga angekommen, war ich zunaechst sehr gluecklich, dass ich alle Gliedmassen wieder bewegen konnte. Und dann ueberrascht, was das Hochzeitskomittee gezaubert hatte: Durch einen Torbogen gelangten wir zu einem selbst gebauten Zelt, was mit viel Liebe und noch mehr Tuechern geschmueckt war. Am Eingang erhielt jeder Gast nach dem Vorzeigen seiner Einladung Gutscheine fuer Essen und Getraenke. Denn nur wer sich im Vorfeld an den Kosten fuer die Hochzeit beteiligt hatte, wurde auch eingeladen. Das ist Tradition in Tansania und jeder Gast freut sich, wenn er das Brautpaar auf diese Weise unterstuetzen kann. Dafuer fallen dann die Geschenke oft etwas kleiner aus.
    Als alle Gaeste ihre Plaetze eingenommen hatten, zog das Brautpaar ein. Die Braut wirkte etwas ernst, aber auch das scheint hier normal zu sein. Die Hochzeit bedeutet gleichzeitig den Abschied von der eigenen Familie, um mit dem Mann eine neue zu gruenden. Und das stimmt wohl die meissten Frauen hier ernst. Dafuer funkelte ihr Haar umso mehr: Viele kleine Brilliant- und Glassteinchen glitzerten in der Sonne und lenkten beinahe ganz von ihrem Gesichtsausdruck ab. Der Braeutigam trug einen hellgelben Anzug mit einer Krawatte in orange. Die beiden waren wirklich sehr farbenfroh anzuschauen.
    Ich sass recht weit vorne, in einem Block mit dem Bischof und Kituntu-Distriktpfarrer Kagaruki. Neben mir sass Pfarrer Emmanuel Iromba aus Kihanga und hat mich bestens ueber alle Traditionen und Ablaeufe der Hochzeit aufgeklaert. Zunaechst kam die Familie der Frau in das Zelt und brachte viele Geschenke mit. Darunter konnten aber auch noch einige Sachen zur Aussteuer gewesen sein. Es ist hier ueblich, dass die Familie der Frau einiges dem Braeutigam schenkt. 
    Gemeinsam mit den Trauzeugen hat das Brautpaar im Anschluss die Hochzeitstorte angeschnitten und mit einem Glas Sekt angestossen. Fuer uns andere gab es Limonaden und Wasser - Alkohol ist auf kirchlichen Hochzeiten keine Sitte in Karagwe. Jetzt bekamen die Eltern und der Bischof je ein Geschenk vom Brautpaar ueberreicht. Das alles schien ein festgelegtes Programm fuer eine Hochzeit zu sein und wurde auch streng befolgt.
    Und dann, (endlich) um 16 Uhr gab es Essen: Bananenbrei, Reis mit und ohne Gewuerz, Kartoffeln, Nudeln, Haehnchen und andere Fleichsorten, Bohnen, Spinat, gemischter Salat, verschiedene Saucen und Obst zum Nachtisch - und das musste alles auf einen Teller passen. Gut, nicht alles, denn man konnte ja auswaehlen, was man wollte. Doch trotzdem tuermte sich das Essen auf dem Teller. 
    Wie viele Hochzeitsgaeste in dem Zelt Platz gefunden hatten, wurde mir erst jetzt bewusst. Wir konnten schon recht zeitig, nach der Familie, zum Essen gehen und noch lange nachdem ich mit Essen fertig war, standen immer noch Menschen in der Schlange und warteten auf ihr Essen. Es mussten wirklich so viele gewesen sein, denn zweimal gehen konnte man nicht: Jeder hatte nur einen Essens-Gutschein.
    Nach dem Essen stand dann die feierliche Geschenkuebergabe aller Gruppen und Gaeste an. Der Moderator, der durch die ganze Feier fuehrte, rief eine Gruppe nach der anderen auf. Das Head Office war meine Gruppe zum Beispiel. Dann gab es noch die Krankenhausbelegschaft, weil die Braut dort arbeitet, die Familien, Freunde,... Die Gaeste bewegten sich tanzend und schunkelnd zur Musik nach vorne, um dem Brautpaar zu gratulieren und die Geschenke zu ueberreichen. Im Hintergrund musizierte die Band und natuerlich wurde auch das alles von dem Kameramann festgehalten.
    Gegen 19 Uhr loeste sich die Feier langsam auf. Das offizielle Programm war vorbei und der Tag recht lang gewesen. Auch wir haben uns auf den Weg gemacht, denn wir hatten ja noch weiteres Programm...

    Ein elektrisierendes Wunder

    Die bangen Blicke zum Strommeter und die damit verbundenen Stromkosten haben mich letzte Woche dazu gebracht, doch noch einmal den Elektriker anzurufen. Am Samstagmorgen um 9 Uhr war geplant, dass er vorbei kommt und nach dem Ofen schaut. Und dieses Mal gab es eine neue Variante der tansanischen Zeitauslegung: Da er noch einen anderen Termin am Samstagvormittag hatte, war er bereits um halb neun bei mir. Die Zeit, auf die mein Wecker gestellt war. Aber kein Problem, man kann dem Handwerker ja auch im Schlafanzug oeffnen. Zum Glueck haben wir uns fast zum gleichen Zeitpunkt an meiner Haustuer getroffen, denn Tuerklingeln gibt es hier nicht.
    Da stand er nun, ohne Werkzeugkasten und scheinbar ohne alles. Einen Schraubenzieher und ein Strom-Spannungsmessgeraet, die er fuer seine Arbeit brauchte, passten auch in die Hosentasche. Mit diesen ganzen zwei Werkzeugen machte er sich gleich ans Werk und schraubte fleissig an dem Herd herum. Nach anderthalb Stunden waren die Eigenheiten des Geraets beseitigt und obendrein noch der Wasserkocher vom Vor-Hausbewohner repariert. Welch ein Luxus da jetzt auf mich wartet...
    In dieser Zeit hatte ich gefruehstueckt, mich fertig und huebsch gemacht und ein Geschenk eingepackt. Wofuer? Lest weiter...

    Freitag, 4. März 2011

    Der liebe Strom... und die noch viel sympathischeren Taxis

    Der Mann, der vor mir in dem Haus gewohnt hat, war sehr grosszuegig und hat mir einen recht grossen Puffer an Strom hinterlassen. So konnte ich die erste Woche noch von diesem Vorrat zehren und musste erst heute zum Karte-Aufladen nach Kayanga fahren. Leider habe ich die Mitarbeiter der Dioezese heute Morgen verpasst, die ebenfalls nach Kayanga gefahren sind. Und so bin ich wieder mit einem 'Taxi' gefahren. Eine gute Gelegenheit, euch von dem oeffentlichen Nahverkehr in Karagwe zu berichten.
    Es gibt eine geteerte Strasse, die von Nyakahanga nach Kayanga fuehrt und etwa zehn Kilometer lang ist (jedenfalls nach meiner Schaetzung). Lukajange, wo ich lebe, liegt in der Mitte dieser beiden kleinen Staedtchen. Aber nicht direkt an dieser Strasse und so muss ich immer etwa einen Kilometer laufen, bis ich eine Mitfahrgelegenheit an der Kreuzung nach Lukajange finde. Fuer gewoehnlich geht das sehr schnell: Nach alter Tramper-Manier haelt man einen Arm in die Luft und wartet, bis eines der Autos anhaelt. Weil ich immer sehr schnell ein Auto finde, glaube ich, dass die meisten Autos, die zwischen den zwei Staedten fahren, Taxis sind. Genau sagen kann man das aber nicht, denn die Taxis sind nicht gekennzeichnet, wie die in Deutschland. Die Fahrer sammeln ihre Mitfahrer auf dem ganzen Weg ein und kann man auch an jedem Punkt aussteigen - das ist natuerlich sehr praktisch.
    Eine Fahrt von Lukajange nach Kayanga oder Nyakahanga kostet 500 tansanische Schilling, umgerechnet 25 Cent. Die Taxis sind die billigste Moeglichkeit von einem Ort zum anderen zu kommen, denn der Sprit ist auch in Tansania teuer. So kommt es, dass diese Art des oeffentlichen Nahverkehrs sehr beliebt bei den Menschen ist und die Taxifahrer immer genug Anwaerter auf die freien Plaetze im Auto haben. Wenn auf der Ruecksitzbank noch eine fuenfte Person sitzen muss, findet sich durch ein Wunder auch dieser Platz. Und dabei sind die Autos nicht groesser oder breiter als die in Deutschland oder die Menschen hier besonders klein und schmaechtig. Dafuer aber erfindungsreich und mit der Fahrgelegenheit sehr zufrieden. 
    Ich finde es jedes Mal wieder interessant und spannend mit einem Taxi zu fahren. Und wenn ich mit vier anderen Menschen hinten zusammen gezwaengt sitze, frage ich mich, wie wir bloss alle in dieses Auto gekommen sind?

    Donnerstag, 3. März 2011

    Wenn der Strom weg ist...

    Gestern Abend, puenktlich um 17 Uhr zum offiziellen Feierabend, hat sich eine halbe Stunde nach dem Internet auch der Strom in Lukajange verabschiedet. Eigentlich wollte ich noch das ein oder andere fertig machen, aber das ging nicht mehr. Und eigentlich wollte ich mir abends etwas kochen, da mein Haushaelter tagsueber frei hatte - aber ohne Strom stand nur Brot mit Tomaten-Avocado-Karotten-Salat auf dem Menue-Plan. Auch die Avocados schmecken hier viel besser als in Deutschland und deshalb war Plan B gar nicht so schlimm.
    Die grosse Herausforderung gestern war eher, die Kerzen zum Leuchten zu bringen. Ein Feuerzeug habe ich nicht mitgenommen und bin deshalb auf die hiesigen Streichhoelzer angewiesen. Und ganz ehrlich: Wir haben immer einige Start-Schwierigkeiten. Sie sind nur halb so lang, wie die in Deutschland, und noch dazu aus einer Wachsmasse, die sehr elastisch ist. Das bedeutet, man muss sie sehr weit unten anfassen und zu sich streichen - bis dann, irgendwann, ploetzlich eine Flamme lodert. Denn auch die Reibeflaeche koennte besser sein. Das ist mir nicht immer geheuer und einige abgeknickte Streichhoelzer landen zunaechst im Muell, weil ich wahrscheinlich einfach zu zaghaft streiche.
    Wie eng die Streichhoelzer mit dem Muell hier verbunden sind, zeigt auch diese Anekdote: Muelltrennung und Muellabfuhr kennt man in Tansania nicht. Dennoch sammelt sich Muell an und muss irgendwie weg. Also wird er verbrannt. Eigentlich uebernimmt das auch mein Haushaelter, doch den 'Badezimmer-Muell' entsorge ich selbst. So stand am Dienstagabend meine erste Muellverbrennung an. Wieder habe ich mit meinen lieben Streichhoelzern versucht, ein Feuer zu machen - und irgendwann klappte es auch. Den Muell einfach im Garten zu verbrennen, war ein komisches Gefuehl. Hier ist es aber normal und die Rauchschwaten und seltsamen Gerueche gehoeren einfach mit dazu. 
    Aber zurueck zu den Kerzen gestern Abend: Als sie dann endlich brannten, war es fast ein bisschen romantisch im Kerzenschein, dem Grillenzirpen und der einbrechenden Dunkelheit. Ein Abend ohne Strom, den ich zum Briefe schreiben genutzt habe. Hoffentlich erreichen sie ihre Adressaten, denn meine ersten Briefe schwirren auch nach drei Wochen noch irgendwo zwischen Tansania und Deutschland umher. Ob sie jemals ankommen werden?

    Montag, 28. Februar 2011

    Morning Prayer - oder der Start in den Arbeitstag

    Seit drei Wochen arbeite ich nun im Head Office der Dioezese und habe euch noch gar nicht von dem Morning Prayer berichtet. Jeden Morgen, um 8 Uhr, starten wir hier gemeinsam mit einer Morgenandacht in den Arbeitstag. Die Andacht dauert etwa eine halbe Stunde und wird immer von einem anderen Pfarrer oder Mitarbeiter des Head Office gehalten. Dabei liest er oder sie die Tageslosung vor und denkt ueber die Bibelstelle nach. Ergaenzt wird die Losung durch Lieder und die Liturgie fuer den Morgen.
    Jetzt, nach drei Wochen, kann ich langsam behaupten, dass ich den Dreh raus habe. Ich weiss meistens, welchen Teil der Liturgie wir singen oder sprechen. Ausserdem kenne ich jetzt den Ablauf der Andacht und weiss, wann ein Lied gesungen oder die Bibelstelle gelesen wird. Das war am Anfang nicht immer der Fall und ich war manchmal etwas verwirrt mit meinem Gesangbuch. 
    Die Lieder kann ich mitsingen, sobald ich im Gesangbuch meines Nachbarn die Nummer erlinst habe. Denn obwohl ich die Zahlen eigentlich kenne, schaffe ich es nur selten, alleine das richtige Lied zu finden. Leider verstehe ich nicht viel von den Liedern oder der Andacht, aber ich kann die Bibelstelle in meiner deutschen Bibel lesen. So weiss ich zumindest immer, worum es geht. 
    Mir gefaellt vor allem die Atmospaehre beim Morning Prayer, weil man ruhig in den Arbeitstag starten kann. Nach der Andacht sagen sich alle 'Habari za asubuhi' oder 'Guten Morgen' - das ist auch schoen, denn auf diese Weise hat man gleich zu Beginn alle begruesst. Und die Arbeit kann beginnen...

    Sonntag, 27. Februar 2011

    Haushaltsgeschichten

    Das erste Wochenende in meinem Haus geht zu Ende und an dieser Stelle moechte ich von meinen ersten Haushalts-Erfahrungen in Tansania berichten.
    Ich habe fliessendes Wasser, das aus einem der beiden Regenwassertanks im Garten kommt. Das heisst, bevor ich es trinken kann, muss ich es abkochen und filtern. Leider, und jetzt kommt das deutsche Denken durch, habe ich kein warmes Wasser im Haus. Ich also muss immer Wasser auf dem Herd erwaermen, um spuelen oder duschen zu koennen. Ja, denn leider funktioniert meine Dusche nicht richtig und ich muss mich mit einem Messbecher abduschen. Lange duschen und mit dem Wasser spielen faellt da aus. 
    Hinzu kommt, dass der Herd seinen eigenen Kopf hat: Wenn eine Herdplatte angeschaltet ist, schaltet sich auch automatisch der Ofen an. Das kann kuschelig warm sein, aber bei den Temperaturen brauche ich es eigentlich nicht und mir waere es lieber, wenn der Strom-Meter dafuer langsamer rueckwaerts laufen wuerde. Den Strom muss ich naemlich erst einkaufen und dann mit einer Karte an dem Meter fuer mein Haus aktivieren.
    Aber ich will mich gar nicht beklagen, denn die ersten Tage in dem Haus waren sehr schoen. Und zum Glueck habe ich eine 'normale' Toilette, wie wir sie aus Deutschland kennen. Mit den anderen Varianten (Erdloch, betoniertes Loch, flache Kloschuessel) haette ich auf Dauer, glaube ich, meine Probleme.
    Zum Haushalt gehoert natuerlich auch das Essen und Einkaufen. Gestern Nachmittag habe ich meine erste 'Fleisch-Lieferung' bekommen. Da das Fleisch frisch geschlachtet war, sollte es einige Tage im Kuehlschrank liegen, bevor es lange abgekocht und dann eingefroren werden kann. Das wird wohl mein Haushaelter in den naechsten Tagen uebernehmen. Eier und Milch werden ebenfalls nach Hause geliefert - daran kann man sich gewoehnen. Morgen bekomme ich dann Kaese und eine Nussnougatcreme aus Bukoba, denn das kann man in Karagwe leider nicht kaufen.
    Hier gibt es vor allem kleine 'Dukas', die alles moegliche anbieten: Butter, Tee, Saft, Honig, Brot, Toilettenpapier, Kerzen, Kekse und vieles vieles mehr. Die einzige Herausforderung ist, den Laden zu finden, der genau das hat, was ich suche. 
    Ein aehnliches Angebot bietet der Markt in Omuruchaka oder Kayanga mittwochs und samstags in Bezug auf Fruechte und Gemuese: Passionsfrucht, Papaya, Ananas, Mangos, Avocado, Tomaten, Paprika, Karotten, Kohl, Zwiebeln, Kartoffeln und natuerlich Bananen gibt es hier an fast jedem Stand. Doch wer hat die beste Ware? In Omuruchaka habe ich bereits meine Lieblings-Verkaeuferin gefunden. 
    Am allerliebsten mag ich die kleinen Bananen und die Mangos. Sie stehen in keinem Vergleich zu dem, was wir in Deutschland angeboten bekommen. Frisch geerntet und bis zum Schluss sonnengereift sind sie ein wahrer Genuss.

    Samstag, 26. Februar 2011

    Annikas kleine Farm

    So ganz alleine, wie ich zunaechst gedacht hatte, bin ich gar nicht in meinem Haus. Vor meinem Schlafzimmerfenster hat sich ein Bienenvolk einquartiert - schon lange vor mir. Jeden Abend summen sie mich in den Schlaf und morgens erwache ich wieder mit dem Summen vor meinem Fenster. Bienen sind wirklich sehr fleissige Tiere - und zum Glueck sind diese auch sehr freundlich. Sie lassen sich kaum von mir stoeren und ich kann auch neben ihrem Stock auf dem Balkon sitzen und entspannen.
    Rundum das Haus sind viele Voegel unterwegs und erfreuen sich, wie ich, an den vielen bunten Blumen und Straeuchern. So habe ich heute die meisste Zeit auf meiner Veranda gesessen, mich gesonnt und die Natur bewundert. Besonders schoen anzuschauen sind die Schmetterlinge in diesem Treiben. Sie sind viel groesser, bunter und schoener, als unsere in Deutschland. Und leider auch schnell, sodass ich bislang noch kein schoenes Beweisfoto von ihnen machen konnte. Aber ich gebe nicht auf.
    Und dann gab es noch eine andere Tiergattung auf meiner kleinen 'Farm': Am Freitagmorgen fand ich eine angeknabberte Mango in der Speisekammer. Spuren, die nur auf ein Tier schliessen lassen konnten: Ratten. Die Tierchen sind hier wohl bekannte Gaeste und tauchen immer mal wieder auf. Da ich sie aber ungern beherbergen moechte, habe ich ihnen gleich ein extra Tellerchen angerichtet. Da heute Morgen nicht mehr alles auf dem Teller war, hoffe ich, dass ich mich ab jetzt nur noch an den Bienen, Voegeln und Schmetterlingen erfreuen kann.