Sonntag, 6. März 2011

Meine erste tansanische Hochzeit

Ein Geschenk und eine Annika in einem 'echt-tansanischen' Kostuem gab es am Samstag, weil ein Mitarbeiter vom Head Office der Dioezese geheiratet hat. Und Katabaros haben mich mit auf die Hochzeit genommen.
Die kirchliche Trauung fand hier in Lukajange statt. Leider war ich etwas zu spaet wegen des Elektrikers und leider habe ich wieder kaum etwas verstanden, was der Pfarrer gesagt hat. Also habe ich mich wieder etwas mehr die Atmosphaere und das ganze Drum Herum konzentriert. Die Trauung wurde von einem Kameramann fuer die Ewigkeit festgehalten. Da es in der Kirche etwas dunkel war, hatte er extra einen tuechtigen Leuchtstrahler mitgebracht. Jeden Schwenk in die Gemeinde muss jeder Gast sofort bemerkt haben, auch wenn er sich noch so sehr auf die Worte des Pfarrers konzentriert hat - denn der strahlende Scheinwerfer war recht unangenehm in den Augen.
Nach der Trauung, bin ich mit den vier Katabaros und etwa zehn weiteren Menschen in einem Auto zur Hochzeitsfeier gefahren. Wir hatten zwar den geraeumigen Jeep, aber dennoch war es sehr sehr eng. Zugleich war die Stimmung aber gut und einzigartig fuer mich: Wir waren keine 50 Meter gefahren, da stimmte eine Frau ein Lied an - und alle anderen mit ein. Stimmgewaltig, laut und wunderschoen haben sie dann die ganze Fahrt ueber gesungen. Nach kurzer Zeit habe ich gemerkt, wie ich auch auf einmal mitgesungen habe. Das alles war einfach zu mitreissend, um nicht auch mit zu singen. In einer Hochzeits-Karawane mit Warnblinklicht, Hupen und lautem Gesang sind wir langsam von Lukajange nach Runyaga gefahren, wo die Feier stattfand. Das war zugleich auch meine erste Fahrt nach Kituntu und ich war wirklich beeindruckt von der Landschaft: Die hohen Berge und die tiefen Taeler scheinen unendlich zu sein und sind wunderschoen. 
In Runyaga angekommen, war ich zunaechst sehr gluecklich, dass ich alle Gliedmassen wieder bewegen konnte. Und dann ueberrascht, was das Hochzeitskomittee gezaubert hatte: Durch einen Torbogen gelangten wir zu einem selbst gebauten Zelt, was mit viel Liebe und noch mehr Tuechern geschmueckt war. Am Eingang erhielt jeder Gast nach dem Vorzeigen seiner Einladung Gutscheine fuer Essen und Getraenke. Denn nur wer sich im Vorfeld an den Kosten fuer die Hochzeit beteiligt hatte, wurde auch eingeladen. Das ist Tradition in Tansania und jeder Gast freut sich, wenn er das Brautpaar auf diese Weise unterstuetzen kann. Dafuer fallen dann die Geschenke oft etwas kleiner aus.
Als alle Gaeste ihre Plaetze eingenommen hatten, zog das Brautpaar ein. Die Braut wirkte etwas ernst, aber auch das scheint hier normal zu sein. Die Hochzeit bedeutet gleichzeitig den Abschied von der eigenen Familie, um mit dem Mann eine neue zu gruenden. Und das stimmt wohl die meissten Frauen hier ernst. Dafuer funkelte ihr Haar umso mehr: Viele kleine Brilliant- und Glassteinchen glitzerten in der Sonne und lenkten beinahe ganz von ihrem Gesichtsausdruck ab. Der Braeutigam trug einen hellgelben Anzug mit einer Krawatte in orange. Die beiden waren wirklich sehr farbenfroh anzuschauen.
Ich sass recht weit vorne, in einem Block mit dem Bischof und Kituntu-Distriktpfarrer Kagaruki. Neben mir sass Pfarrer Emmanuel Iromba aus Kihanga und hat mich bestens ueber alle Traditionen und Ablaeufe der Hochzeit aufgeklaert. Zunaechst kam die Familie der Frau in das Zelt und brachte viele Geschenke mit. Darunter konnten aber auch noch einige Sachen zur Aussteuer gewesen sein. Es ist hier ueblich, dass die Familie der Frau einiges dem Braeutigam schenkt. 
Gemeinsam mit den Trauzeugen hat das Brautpaar im Anschluss die Hochzeitstorte angeschnitten und mit einem Glas Sekt angestossen. Fuer uns andere gab es Limonaden und Wasser - Alkohol ist auf kirchlichen Hochzeiten keine Sitte in Karagwe. Jetzt bekamen die Eltern und der Bischof je ein Geschenk vom Brautpaar ueberreicht. Das alles schien ein festgelegtes Programm fuer eine Hochzeit zu sein und wurde auch streng befolgt.
Und dann, (endlich) um 16 Uhr gab es Essen: Bananenbrei, Reis mit und ohne Gewuerz, Kartoffeln, Nudeln, Haehnchen und andere Fleichsorten, Bohnen, Spinat, gemischter Salat, verschiedene Saucen und Obst zum Nachtisch - und das musste alles auf einen Teller passen. Gut, nicht alles, denn man konnte ja auswaehlen, was man wollte. Doch trotzdem tuermte sich das Essen auf dem Teller. 
Wie viele Hochzeitsgaeste in dem Zelt Platz gefunden hatten, wurde mir erst jetzt bewusst. Wir konnten schon recht zeitig, nach der Familie, zum Essen gehen und noch lange nachdem ich mit Essen fertig war, standen immer noch Menschen in der Schlange und warteten auf ihr Essen. Es mussten wirklich so viele gewesen sein, denn zweimal gehen konnte man nicht: Jeder hatte nur einen Essens-Gutschein.
Nach dem Essen stand dann die feierliche Geschenkuebergabe aller Gruppen und Gaeste an. Der Moderator, der durch die ganze Feier fuehrte, rief eine Gruppe nach der anderen auf. Das Head Office war meine Gruppe zum Beispiel. Dann gab es noch die Krankenhausbelegschaft, weil die Braut dort arbeitet, die Familien, Freunde,... Die Gaeste bewegten sich tanzend und schunkelnd zur Musik nach vorne, um dem Brautpaar zu gratulieren und die Geschenke zu ueberreichen. Im Hintergrund musizierte die Band und natuerlich wurde auch das alles von dem Kameramann festgehalten.
Gegen 19 Uhr loeste sich die Feier langsam auf. Das offizielle Programm war vorbei und der Tag recht lang gewesen. Auch wir haben uns auf den Weg gemacht, denn wir hatten ja noch weiteres Programm...

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