Sonntag, 27. März 2011

Ein Samstag ohne Strom

Da ich ein bisschen stolz auf mich bin, wie ich den Samstag ganz ohne Strom gemeistert habe, moechte ich heute mal wieder ueber die Elektrizitaet und ihre Folgen in Karagwe berichten. Ich hoffe, es kommt euch nicht schon zu den Ohren heraus. Auch ich haette vor meiner Zeit hier nie gedacht, dass mich das Thema 'Strom' einmal derart beschaeftigen koennte. Dabei ist mir erst einmal bewusst geworden, wie abhaengig unser Leben teilweise vom Strom ist und wie bequem alles sein kann mit Strom. Auf der anderen Seite finde ich es auch ein bisschen faszinierend, wenn ich die Menschen sehe, die ganz ohne Strom leben. Fuer sie geht das Leben dann 'normal' weiter, waehrend ich mir einen kleinen Plan fuer den ganzen langen Tag mache.
So bin ich also um 6 Uhr aufgestanden, um die letzten Minuten der Elektrizitaet zu nutzen: Wasser fuer den Kaffee kochen und in Thermoskanne fuellen, Fruehstuecks-Ei kochen (um es mir so angenehm wie moeglich zu machen) und Wasser fuer den zweiten Waschgang meiner Unterwaesche erhitzen. Puenktlich um 7 Uhr war ich fertig und habe mich noch einmal ins Bett gelegt - jetzt war der Strom ja weg und die 'Ruhe' begann...
Nach einem gemuetlichen Fruehstueck habe ich mich auf nach Kayanga zum Markt gemacht - und da mir der lange Spaziergang letzte Woche von Regina und Hans nach Hause sehr gut getan hat, bin ich auch gestern gelaufen. Eine Frau und ihr Sohn haben mich den groessten Teil des Weges begleitet. Obwohl ich kein Kisuaheli und die beiden weder Englisch noch Deutsch gesprochen haben, schien es ihnen zu gefallen, mit mir gemeinsam zu laufen. Jedenfalls haben sie immer wieder den Anschluss gehalten oder auf mich gewartet. 
Auf dem Markt habe ich zum ersten Mal Fleisch hier gekauft. Die 'Fleischereien' und ihre Fleisch-Aufbewahrungsmethoden waren mir bislang immer ein bisschen suspekt, aber gestern musste ich Fleisch kaufen. Ich hoffe, dass es gut ist und bin schon gespannt, was Dickson morgen dazu sagt. Ich konnte die Qualitaet leider nur schlecht beurteilen.
Zurueck bin ich wieder mit einem Taxi gefahren und habe mich die letzten Meter zum Haus mit den vielen schweren Tueten 'gekaempft'. Zu Hause angekommen, standen Englisch-Aufgaben, einen Flyer fuer die entstehende Universitaet in Karagwe gestalten, leckere Snacks fuer Zwischendurch und das ein oder andere Ruhepaeuschen auf dem Plan. Gegen 19 Uhr wurde ich dann etwas ungeduldig und war gespannt, wann wir wieder am Netz sind. Es wurde halb 8 und dunkel und es war immer noch kein Strom da...
Aber dann, gegen 20 Uhr fing der Kuehlschrank an zu brummen. Welch ein schoenes Geraeusch! Und unvorstellbar, dass mich dieses Geraeusch in meiner Ein-Zimmer-Wohnung in Lingen manchmal genervt hat. Und hier ist es mit Freude verbunden. So verschieden koennen die Welt und die Gefuehle in ihr sein.

1 Kommentar:

  1. Ja, ja, die Werbung hat schon recht:
    Im Prinzip geht alles, doch ohne Strom läuft nichts.

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