Montag, 7. März 2011

Freude und Trauer aus ein und demselben Grund

Wie nahe Freud und Leid bei einander liegen koennen, hat dieses Wochenende gezeigt: Am Samstag hat ein Mitarbeiter des Head Office geheiratet und am Sonntag war die Beerdigung des Vaters eines Mitarbeiters. Und wie eng Freude und Leid in Tansania miteinander verbunden sein koennen, habe ich erst an diesem Sonntag gelernt. Da der Mann mit 93 Jahren sehr alt geworden ist, haben die Enkel nach der Beerdigung neben seinem Grab getanzt. Eben als Dank fuer dieses lange Leben. Das ist Sitte hier - aber nur, wenn alte Menschen gestorben sind. Dabei ist es auch Sitte, dass die Kinder der Verstorbenen trauern, waehrend ihre Kinder feiern und froehlich sind. Freude und Trauer, nur wenige Meter von einander entfernt und wegen ein und demselben Grund - Wahnsinn. 
Die folgende Formel ist auch ganz gewoehnlich in Karagwe: Je aelter ein Mensch geworden ist, desto mehr Menschen und Familien ist er in seinem Leben begegnet und desto mehr Menschen kommen zu seiner Beerdigung. Denn jeder, der den Verstorbenen kannte oder jede Familie, die mit ihm in Kontakt stand, kommt zu der Trauerfeier. Dank seiner 93 Jahre und einer weiten Bekanntheit, war die Beerdigung riesig am Sonntag. Die Familie hatte Zelte aus Aesten und Tuechern aufgebaut, um den Menschen ein bisschen Schutz vor der Sonne zu gewaehren. Doch die vielen Menschen passten nicht alle unter die Zelte und viele standen einfach inmitten der Bananenstauden. 
Und genau hier, im Garten und zwischen den Bananen wurde er begraben - direkt neben seiner Ehefrau und seinem Haus. Auch das ist Sitte. Die Verstorbenen werden neben ihrem zu Hause vergraben, um zu verdeutlichen: Auch nach dem Tod gehoeren sie zu der Familie und leben weiterhin mit ihnen in dem Haus. Diese Bedeutung finde ich sehr schoen, wenngleich es auch ein bisschen ungewohnt fuer mich ist, direkt neben einem Haus im Garten Graeber zu entdecken.
Um den Toten nach der Beerdigung im engsten Familien- und Freundeskreis zu verabschieden, werden viele Menschen noch bis Mittwoch oder Donnerstag in dem Haus wohnen und ihre Zeit miteinander verbringen. Da nicht alle einen Schlafplatz im Haus finden, schlafen die Maenner draussen. Dass sie draussen schlafen hat aber auch noch einen anderen Grund: Die Maenner passen symbolisch auf den Verstorbenen auf, dass er nicht von boesen Geistern in der Nacht geholt wird, sondern in Frieden ruhen kann.

1 Kommentar:

  1. Hallo Annika, man kommt ja gar nicht nach mit dem Lesen. Asante sana für die interessanten Berichte. Und so toll, dass Du am Sonntag an uns und wir in Allendorf an Dich gedacht haben.

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