Sonntag, 13. Februar 2011

Leben in Karagwe

Nach einem erlebnisreichen Vormittag, hat mich das Leben gestern Nachmittag in Karagwe eingeholt und meine (typisch deutschen) Plaene durchkreuzt: Bei Regen ist nicht gut wandern oder die Landschaft erkunden und bei Stromausfall faellt auch das Internet aus. Punkt. Aus. Ende. So einfach kann das Leben sein. Zum Glueck gibt es ja Buecher, Kerzen und meine Englisch-Aufgaben :-)

Wie schon erwaehnt, war der Vormittag dafuer umso erlebnisreicher. Gemeinsam mit Lars, der zurzeit noch in 'meinem' Haus lebt, und einem Ingenieur bin ich zu Dickson gefahren - unserem Haushaelter, wenn man es so will. Er wohnt im Dorf Nyakahanga, inmitten von Bananenstauden. Das ganze Dorf besteht eher aus Bananenstauden als aus Haeusern oder Menschen. Auf einem ganz schmalen Weg haben wir uns den Weg mit dem Auto gebahnt. Das letzte Stueck mussten wir zu Fuss gehen, denn das Haus liegt an einem steilen Berg und ist nur ueber einen holprigen und steinigen Trampelpfad zu erreichen. Und genau hier wohnt Dickson mit seiner Familie. Die Freude war gross, als wir ankamen, denn Dickson soll mit Lars' Hilfe einen eigenen Wassertank bekommen. Das bedeutet, dass er und seine Familie bald nicht mehr den ganzen holprigen Berg hinunter und wieder hinauf laufen muessen, um Wasser zu holen. Wenn man mit dem Wasser aus dem Wasserhahn aufgewachsen ist, ist dieses Leben unvorstellbar. Auch jetzt noch, obwohl ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Auf dem Weg zu Dicksons Haus habe ich noch eine weitere Facette des Lebens in Karagwe kennen gerlernt: Die Landwirtschaft. Kuehe, Schweine und Huehner gibt es auch hier - nur dass sie nicht wie bei uns im Stall sind, sondern mehr oder weniger frei herum laufen. Ja ja, freilaufende Huehner und ich mittendrin - was fuer ein Abenteuer.


Der tansanische Bananenwald

Im Anschluss war ich das erste Mal auf einem Markt und habe mal wieder eine ganz andere Seite von Karagwe kennen gelernt. Von Schuhen ueber Stoffe und Elektronik bis hin zu Gewuerzen und Lebensmitteln konnte man in dem turbulenten Treiben fast alles kaufen. Ich habe unter anderem eine Reihe Bananen gekauft (liegt ja auch der Hand bei so vielen Stauden hier) und umgerechnet gerade einmal 25 Cent bezahlt.

Es scheint, als ob ich hier manchmal in einer anderen Welt waere. Denn waehrend ich mich gestern Abend ein bisschen ueber den Stromausfall und ein ausgefallenes Telefonat geaergert habe, sind zwei Kinder im Krankenhaus wegen des Stromausfalls gestorben. Ja, manchmal ist es wirklich eine andere Welt hier...

4 Kommentare:

  1. Ja, so ist das- man sollte mit dem zufrieden sein, was mat hat.

    Hier bei uns gibt es Menschen, die leben um zu arbeiten. In Tansania arbeiten die Menschen um zu leben.....hmm...von wem war das noch? Dein Artikel ist wieder sehr schön!

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  2. Da bekomme ich schon wieder richtig Sehnsucht...

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  3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  4. Ja, man glaubt es gar nicht, was hiesige Selbstverständlichkeiten wie Strom und Wasser ausmachen können. Keiner kann nachvollziehen, dass es auf einmal ohne jede Vorwarnung keine Elektrizität mehr für Stunden bis Tage geben und keiner sagen kann, wann es wieder Strom geben wird. Und was Stromausfall in einer Gegend mit schwacher Infrastruktur bedeutet.

    Jedenfalls richte Lars einen schönen Gruß aus und alles Gute für die Rückkehr nach Dänemark. Danke übrigens für die NEWS auf der Homepage der Karagwe Diözese.

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