Dienstag, 15. Februar 2011

Erlebnistour mit dem Bischof

Wegen weiterer technischer Eigenheiten mit unseren Internet hier und erneutem Stromausfall komme ich erst jetzt dazu, von meinem Ausflug mit dem Bischof zu berichten – und diese Erlebnisse muessen einfach berichtet werden:

Am Sonntag um 7 Uhr morgens waren wir verabredet und ich, trotz erneutem Stromausfalls und komplett dunklem Haus, puenktlich fertig. Ich hatte mich schon auf ein bisschen Wartezeit eingestellt, aber als es 20 nach 7 wurde, wurde ich langsam etwas ungeduldig. Um halb 8 war mir kalt und ich wollte mich leicht genervt wieder ins Bett begeben, als doch noch ploetzlich ein Auto die Strasse entlang kam. Drinnen sassen der Bischof, seine Frau und seine Tochter und haben mich mitgenommen.
Die halbe Stunde Verspaetung musste nun auf der Strasse wieder wett gemacht werden. Preisfrage: Kann man auf einer holprigen Erd-Schotter-Strasse auch fliegen? Ja man kann, wenn man mit dem Bischof und seinem Fahrer unterwegs ist. Ich war deshalb hauptsaechlich damit beschaeftigt, irgendwie sicher im Auto zu sitzen und mich auf mein Wohlbefinden zu konzentrieren. Die Frau und die Tochter konnte ich somit erst spaeter besser kennen lernen. Aber, wenn man mit dem Bischof reist, kommt man auch wohlbehuetet am Ziel an – Mabira, im Norden von Karagwe.
Als das Auto anhielt, war mir nicht sofort klar, dass wir angekommen waren – denn ein einfaches Haus und einige Menschen drum herum lassen ja nicht direkt auf einen Gottesdienst schliessen. Als Begleitung vom Bischof waren wir so etwas wie die Ehrengaeste. Und als ‘Ehrengast’ bekamen wir in dem Haus Fruehstueck serviert: Der typisch tansanische Tee mit Milch und Zucker, gekochte Eier und Teigbaellchen. Als wir fertig waren, war die Umgebung draussen wie verzaubert. Die Menschen hatten aus ein paar Aesten und Planen ein Zelt gezaubert, das als Kirche dienen sollte. Bunt verziert mit Tuechern, Bananenblaettern und Blumen sah es toll aus. Ausgelegtes Heu auf dem roten Lehmboden bot, wie kleine winzige Baenke, Platz zum Sitzen. Und den brauchte es auch: Viele Menschen - egal ob Babys, Kleinkinder, Jugendliche, Erwachsene oder Senioren - waren gekommen, um gemeinsam mit dem Bischof den Gottesdienst zu feiern.

Gottesdienst in Mabira
Und los konnte der Marathon gehen: Ein Gottesdienst, in dem ein neuer Pfarrer begruesst wird, viele Kinder getauft werden und es ein Abendmahl gibt, dauert nun einmal seine 3,5 Stunden. Im Anschluss gab es noch Grussworte vom neuen Pfarrer, vom Distrikt-Pfarrer, vom Bischof und von den Gemeindemitgliedern. Irgendwann in dieser zusaetzlichen Stunde auf dem kleinen Holzbaenkchen wurde das Sitzen sehr anstrengend und unbequem. Doch als ‘Ehrengast’ sass ich mit Frau und Tochter vom Bischof ganz vorne und der Gemeinde gegenueber...
Nach dem Gottesdienst wurden wir noch zum Mittagessen eingeladen. Ich habe zum ersten Mal einen Brei gegessen, der unserem Kartoffelbrei aehnelt, aber aus Bananen gemacht wird. Das war sehr lecker – und zu meiner Freude hatte der Haushaelter von Katabaros heute auch diesen Brei gekocht.
Zum Abschied wollten viele Gemeindemitglieder dem Bischof Tschuess sagen und auch der ‘Weissen’ die Hand geben. Vor allem fuer die Kinder schien das ein wahres Erlebnis zu sein. Und war somit auch fuer mich eine schoene Erfahrung.
Die naechste Erfahrung gab es dann im Auto auf der Rueckfahrt. Da sich die Menschen so sehr ueber den Besuch des Bischofs gefreut haben, haben sie ihm eine schwangere Ziege geschenkt. Diese Ziege musste natuerlich mit uns fahren – und zwar an ihren vier Beinen zusammen gebunden, an der Wand befestigt, mit uns hinten im Jeep. Das Tier war generell schon sehr aufgeregt und unversichert und jedes weitere Schlagloch tat sein Uebriges. Mir war das von Anfang an nicht ganz geheuer und leider sass ich auch noch am naechsten an der Ziege. Irgendwann hatte sie es geschafft, ein Bein frei zu bekommen. Danach dauerte es nicht lange, bis das zweite Bein auch frei war, das Tier im Auto stand und ich ein bisschen schreien musste. Zum Glueck waren alle sehr verstaendnisvoll und wir haben alle ueber meine Angst gelacht. Das Tier wurde angebunden und ich durfte mich in einen sicheren Abstand umsetzen.
Ja das war mein erster, und hoffentlich nicht einziger, Ausflug mit dem Bischof. Das ganze Erlebnis wurde abgerundet, indem wir gestern Abend wieder Strom hatten. Ein Erfolg auf ganzer Linie.

2 Kommentare:

  1. Apropos zu spät kommen... Ich kann da auch eine kleine Anekdote erzählen. Auch ich war mit dem Bischof verabredet. Aber er kam und kam nicht. Als er dann eine Stunde später mit dem Auto kam, sagte er lächelnd: "Sorry, but the car was late". Entschuldigung, aber das Auto hat sich verspätet.

    Schön, dass Du Ndisi (so heißt der Bananenbrei) magst, denn er Grundnahrungsmittel in Karagwe. Nzuri, einfach gut.

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  2. Aber das mit dem "Zu spät kommen" scheint sich bei einigen Leuten bis nach Deutschlnad hinübergerettet zu haben. Aber davon erzähle ich Dir, wenn Du wieder hier bist. Ich sehe mich nur eine Stunde in Oberdieten an der Tankstelle stehen und warten...

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